Abenteuer Outback, next level: Uluru, Kata Tjuta und King’s Canyon

8. März 2018 2 Von Nicole

Auf meinem Flug von Cairns nach Uluru (Ayer’s Rock) habe ich einen Fensterplatz, sodass ich mir die Weite und die Grösse des outback von einer höheren Perspektive aus ansehen kann. Und das ist echt beeindruckend! Gelbliches Beige und rötliches Braun dehnen sich soweit das Auge schauen kann. Nichts als Sand, Steine, Gestrüpp, Felsen, nur wenige grüne Tupfen und ein paar Salzpfannen hier und da kann ich erkennen.  Tiefe Einschnitte, die sich über weite Strecken in Kurven winden als hätte ein starker Fluss über Jahrtausende hier sein Siegel eingegraben. Felsformationen, die von hier oben winzig aussehen. Ein grosses Nichts, so scheint es. 

Und doch, ich kann Strassen sehen, die schnurgerade das Nichts durchschneiden. Von einer Seite meines Blickfeldes zur gegenüberliegenden Seite, wie mit dem Lineal gezogen, manchmal gekreuzt von einer weiteren Linie, die ebenfalls von Horizont zu Horizont eine Gerade bildet. Woher kommen diese Strassen? Wohin führen sie? Wer benutzt sie? Es erscheint mir surreal, dass Menschen in dieser Einöde leben und doch unterbrechen ab und zu sogar Gebäude die Eintönigkeit. Farmen? Fabriken? Geheime Raumfahrtzentren?

Und dann sehe ich Uluru zum ersten Mal! Plötzlich erhebt sich dieser grosse Block aus einer riesigen Ebene, zieht alle Blicke auf sich und erscheint doch völlig unbeeindruckt von der erzielten Aufmerksamkeit. Ich bekomme einen ersten Schimmer, warum Menschen von überall her zu diesem Felsen kommen.

Kurz darauf landet mein Flieger und ich werde ein winzig kleiner Teil dieser Weite und Grösse des outback. Meine Füsse laufen auf dem roten Sand, meine Nase riecht die Wüste, meine Augen sehen den Horizont so weit entfernt und meine Haut spürt die heisse Sonne. Es fühlt sich irgendwie ….hmm, richtig an. Ich kann spüren, dass ich ein breites Lächeln im Gesicht habe – ja, ich freue mich, hier zu sein!

Ich habe eine Menge Zeit für einen ausgedehnten Spaziergang bevor ich von meinem Tourbus abgeholt werde  und wir ins Camp fahren. Hier wartet allerdings erstmal eine grosse Enttäuschung auf mich. Ich habe laut Reisebeschreibung ein Wüstencamp erwartet, also irgendwie Zelte rund um eine Feuerstelle oder so was. Hier sind wir allerdings in einer Art Campdorf. Es gibt jede Menge feste Küchenbaracken, Dusch- und Toulettenhäuschen und eine Menge Busse und Allradautos und Menschen. Zudem ist direkt neben unserem „Camp“ so eine Art Restaurant, wo heute abend eine private Party stattfinden wird. Die Musik dröhnt schon jetzt aus den Boxen. Wir schauen alle etwas ungläubig und enttäuscht.

Unser guide versucht sein Möglichstes, um die Laune oben zu halten. Er erklärt in Rekordzeit die Abläufe und scheucht uns ruck zuck wieder in den Bus. Auf nach Uluru!

Es ist nur eine kurze Fahrt, die unser guide nutzt, um uns ein paar Dinge über Uluru (Ayer’s Rock) zu erklären. Seit der Rückgabe von Ayer’s Rock an die Aborigines (1985) wird vom Besteigen des Berges abgeraten, da dies von den Aborigines nicht gewünscht wird. Uluru ist das wichtigste Heiligtum für die hier ansässigen Ureinwohner, die hier besondere Rituale und Zeremonien feiern. Einem respektvollen Besuch und einer Umrundung steht jedoch nichts entgegen. An bestimmten Stellen ist Fotografieren nicht erlaubt und streng verboten ist es, Sand oder Steine von hier mitzunehmen. (Es soll schon vielen Menschen Unglück gebracht haben, wie reumütige Briefe von Leuten, die die Steine per Post zurücksandten verraten).

Uluru erhebt sich rund 350m hoch über die Ebene und wirkt sogar von weitem sehr imposant. Es erscheint von Wind, Wetter und Sand rund abgeschliffen, doch beim Näherkommen erkennen wir Risse und Schluchten, sowie einzelne grosse Felsbrocken, die am Fusse des Berges liegen. Dennoch ist der erste Eindruck der einer grossen Kompaktheit, Dichte, Präsenz. Und der Hammer ist, dass der Berg schätzungsweise noch 6000m in die Tiefe geht!

Hier kannst du einmal um Uluru herumfahren (klick für Video)

Wir haben leider nicht genug Zeit, um den gesamten Berg zu Fuss zu umrunden, aber wir bekommen die wichtigsten Stellen gezeigt. Uralte, immer wieder restaurierte Höhlenzeichnungen erzählen die ewigen Aborigine-Legenden (auch Traumzeit genannt), an vielen Stellen ist der Fels speckig von tausenden Händen, die hier angefasst und tausenden Hintern, die hier gesessen haben. Und natürlich hat jede Steinformation die auch nur annähernd wie irgendetwas aussieht einen Namen und eine bestimmte Geschichte zu erzählen.

Auf der Schattenseite des grossen Felsen erscheint das Gestein rauher und weniger geschliffen zu sein und es gibt sogar eine Wasserstelle. Die verschiedenen Farben und Formen sind faszinierend und so schiesse ich Fotos noch und nöcher…..

Ein Besuch im Ulurumuseum gibt uns Einblicke in die Wichtigkeit dieses Felsen für die Aborigines, es werden alte Legenden mit uns geteilt, besagte Briefe von reumütigen Souvenirjägern sind genauso ausgestellt wie Gegenstände aus dem traditionellen Leben der Ureinwohner.

Und dann wird es Zeit, uns eine Stelle für den Sonnenuntergang zu suchen. Wir haben Glück, denn das Wetter ist gut und der Himmel klar. Die Sonne kann ungehindert ihre Strahlen auf den roten Felsen werfen und ihn dadurch zum Erstrahlen bringen. Wirklich eine besondere Atmosphäre hier, alle warten gespannt auf dieses Naturschauspiel. Und wir werden nicht enttäuscht. Aber schau selbst, was die Fotos dir erzählen….

Glücklich und mit der Welt im Reinen kehren wir ins Camp zurück. Wir bekommen unsere swags (du erinnerst dich?) und solange unser guide das Abendessen kocht können wir unser Lager aufschlagen, duschen gehen und uns gegenseitig ein bisschen kennenlernen. Gegessen wird am Tisch in der Kückenbaracke,  danach allerdings verziehen wir uns alle ans Lagerfeuer und machen es uns gemütlich. Aber nicht zu lange, denn morgen früh müssen wir schon um halb fünf aufstehen für den Sonnenaufgang. Dank der Party nebenan wird es eine ziemlich unruhige und kurze Nacht, aber um halb fünf Uhr morgens ist man ja sowieso nicht ausgeschlafen, also was soll’s?!

Ein schnelles Frühstück und dann ab in den Bus. Wir fahren zum Aussichtspunkt bei Kata Tjuta (den „Olgas“) von wo aus man einen tollen Blick auf das allerdings ziemlich weit entfernte Uluru hat. Wenn du zur richtigen Jahreszeit kommst, dann geht die Sonne direkt hinter dem grossen Felsen auf, jetzt allerdings nicht. Das tut  der Schönheit aber keinen Abbruch und wenn man davon absieht, dass es schweinekalt ist während wir still stehen und auf die Sonne warten ist es wirklich wunderschön. Seitlich hinter uns sind die Olgas recht nah und es sieht toll aus, wie die ersten Sonnenstrahlen das Rot der Felsen zum Leben erweck.- Eben noch in schwarzgraue Schatten getaucht erglühen sie nun regelrecht. In wenigen Minuten ist der gesamte Felsen in Sonnenlicht gebadet.

Und wir fahren nun genau dort hin und schauen uns alles von ganz nah an. Eine wenig anstrengende Wandereung durch Kata Tjuta steht auf dem Programm und ich bin ganz in meinem Element. Der  einfache Wanderweg führt durch die Felsen und hinter jeder kleinen Biegung gibt es wieder eine neue Aussicht zu bewundern. Nach einer Weile bleiben die Felsen etwas zurück und dier Blick öffnet sich auf eine Art Hochebene, bevor es nach einer Weile wieder in die Felsen geht. Hier heisst es nun steil nach oben zu kraxeln, aber auch hier ist alles gut für die Touristen vorbereitet und in den Stein gehauene Stufen machen den Anstieg leichter. Oben angekommen erwartet uns unser guide mit Obst und Keksen und einer grossartigen Aussicht!

Inzwischen haben wir Teilnehmer uns schon ganz gut kennen gelernt und so hört man überall Geplauder und Lachen. Später wieder im Bus ist die Atmosphäre ebenfalls entspannt und alle haben gute Laune. Das verbessert sich noch als wir am roadhouse „Curtain Springs“ Halt machen. Hier können wir uns mit dem Nötigsten eindecken (soll heissen Alkohol und Süssigkeiten), besonders empfohlen wird der hiesige Portwein, der wohl ein ganz besonderes Tröpfchen sein soll – will man dem Etikett glauben! 😉

Witzig sind auch die diversen Schilder, die den geschäzten Kunden auf diverse wichtige Örtlichkeiten und Umstände aufmerksam machen sollen. (Du wirst noch ein paar mehr zu sehen bekommen).

„Bloke’s“ und „Sheila’s“ finden sich überall im outback (in Birdsville habe ich das zum ersten Mal gesehen und bin auf meiner Suche nach dem Örtchen, das nicht sooo offensichtlich zu erkennen war, fast verzweifelt. Wieherndes Gelächter meiner geschätzten Aussie-Wüstentruppe war das Ergebnis!)

 

 

 

 

 

 

 

Unser Camp schlagen wir heute auf der King’s Creek Station auf, eine der grössten Rinderfarmen der Gegend. Auch Kamele werden hier gezüchtet und wer will kann auf einem dieser Tiere einmal um den Paddock schaukeln. King’s Creek Station ist rund 1800 qkm gross und ist damit ungefähr doppelt so gross wie das Land Berlin! 

Heute gibt es richtiges Campfeeling! Wieder schlafen wir in swags, es gibt ein schönes Lagerfeuer und unser guide kocht im „campoven“! Nochmal zur Erinnerung, das ist eine Art grosser Gusseisentopf mit Deckel, der mitten in die glühenden Kohlen gestellt wird. Das Essen schmort langsam vor sich hin und ist unglaublich lecker. Unser guide kocht in mehreren Töpfen gleichzeitig und stellt daher ein paar von uns als Hilfsköche ein. Einer tut sich besonders hervor als er mit blossen Händen den Deckel eines der Töpfe anhebt, um den Inhalt zu kontrollieren. Unser guide hatte sich bis dato immer mit einem Schürhaken abgemüht und traute seinen Augen kaum! Was für ein Gelächter als sich nun herausstellte, dass der Deckelgriff gar nicht heiss war!

Ein paar der Teilnehmer sprechen dem „f***ing good stuff“ ordentlich zu, aber die meisten haben auch ohne Alkohol viel Spass. Und schon recht früh ziehen sich die meisten in ihre swags zurück, denn erstens wird es schon wieder empfindlich kühl, zweitens müssen wir auch morgen wieder früh raus (4.ooh) und drittens ist der Sternenhimmel einfach mal so was von grossartig, dass die meisten lieber in den Himmel statt in die Flasche gucken.

Mitten in der dunkelsten Nacht klingeln, piepsen, surren und scheppern die diversen Wecker – Guten Morgen, liebe Campbewohner, es ist vier Uhr und sie wollten geweckt werden! Uuuuuaaahhhhh…….und dann erklingt ein glockenhelles Lachen. Das ist Harriet, eine blutjunge Engländerin und der positivste Mensch, den ich je in meinem Leben getroffen habe. Sie ist nur Freude und Lachen und Lebensfreude. Und sie kann schon um vier Uhr morgens, gerade erst halb aufgewacht, ein lautes, klares, wunderschönes Lachen von sich geben! Es ist einfach grossartig und beinahe alle stehen nun mit einem Grinsen auf. 

Da von unserm guide noch nichts zu sehen ist schüren wir schon mal das Feuer und machen den grossen Wasserkocher an. Er ist sichtlich erfreut, dass schon alle auf und munter sind als er (ein kleines bisschen verkatert wie mir scheint) aus seinem swag krabbelt. 

Ein schnelles Frühstück auf die Hand und los geht es zum King’s Canyon! Wir wollen unbedingt zum Sonnenaufgang dort sein. Die meisten machen im Bus nochmal für ein halbes Stündchen die Augen zu, doch dann sind wir da und es heisst Hinauf auf den Berg! Ziemlich bis sehr steil bergauf führt der Weg und so kommen wir trotz eisiger Temperaturen schnell ins Schnaufen und Schwitzen. Dieser Teil des Weges heisst halb im Scherz „Heart Attack Hill“  (Herzanfallhügel) – warum erklärt sich von selbst. Der Aufstieg ist trotzdem wunderschön und ich bedaure es nur, dass wir so schnell gehen und keine Zeit bleibt zum Geniessen und Fotografieren.

Aber wir möchten ja schneller sein als die Sonne und wir schaffen es geradeso! Wir sind die Allerersten auf der höchsten Ebene des King’s Canyon. Noch liegt alles in tiefem Schatten, es ist zwar schon dämmerig hell aber die Felsen sind grau und farblos. Wir begrüssen den Canyon mit einem lauten Gruppen -„EEEEEEEYOOOOOO“ und, ist das denn zu fassen?!, die Schlucht grüsst zurück! 😉

Der Wind pfeift uns kalt um die Ohren und Nasen und doch möchte keiner von uns jetzt woanders sein. Es ist unglaublich schön hier oben! Plötzlich glitzern die ersten Sonnenstrahlen am östlichen Horizont auf. Langsam, ganz langsam erscheint ein schmaler, rötlich leuchtender Streifen am gegenüberliegenden Canyonrand. Er wird stetig grösser und grösser, der Fels leuchtet auf, angestrahlt von diesem riesigen spotlight und dann, ganz plötzlich ist die Sonne da und der gesamte Felsen beginnt zu leuchten. Ein atemberaubendes Naturschauspiel!

Hier findest du ein kurzes Video (klick).

Wäre ich alleine hier so würde ich wahrscheinlich noch ein paar Stunden bleiben und die Gegend anstaunen, aber so in einer Gruppe muss man ja mitgehen. Aber wir haben nun Zeit genug und können schauen und staunen und Fotos machen. Und es gibt so viele Motive! Felsformationen, die mit ein bisschen Phantasie Tiere darstellen, Wellenmuster, die darauf schliessen lassen, dass es hier mal viel Wasser gab, tiefe Einschnitte und Schluchten, in denen der im Schatten liegende Felsen immer noch fast schwarz ausschaut. Und über allem immer wieder grandiose Aussichten über diese Landschaft bis weit hinaus in die Ebene bis an den enferntesten Horizont.

Wir erreichen den „Garten Eden“, eine Art tiefer Schlucht, die fast ein bisschen wie ein Wadi anmutet: in der Wüste der Steine und Felsen wachsen plötzlich Bäume, Büsche, ja sogar Palmen und am Ende der Schlucht findet sich sogar ein kleines Wasserloch. Ein wahrhaft paradiesischer Ort und in dieser eher rau und unwirtlich anmutenden Gegend gänzlich unerwartet. Es herrscht eine ganz  besondere Stimmung,, die durch die Stille noch verstärkt wird. Alle Besucher werden nämlich aufgefordert aus Respekt von diesem heiligen Tal nicht zu sprechen. Die meisten halten sich daran, sodass man in stiller Meditation den Zauber dieses Ortes auf sich wirken lassen kann.

 

Auf der anderen Seite der Schlucht wartet schon gleich die nächste Überraschung aug uns! Hier finden sich eine Menge natürlicher Sandsteintürme und Kuppeln. Wind und Wetter haben hier über Jahrtausende das Gestein bearbeitet und abgeschliffen und so die unglaublichsten Formationen geschaffen. Die Türme sehen aus wie die übriggebliebenen Ruinen einer antiken Stadt. Allerdings gefällt mir die Legende der Aborigines noch besser: sie besagt, dass hier eine Gruppe Menschen lebte, die für alle Ausgestossenen dieser Welt eine Heimat schaffen wollten. Buchstäblich jeder könnte hier herkommen und in ihrer Gemeinschaft leben, in Frieden und Sicherheit. Die Gründer dieser Gemeinschaft nahmen ihre Aufgabe so ernst und der Schutz der Menschen dieser Gemeinschaft waren ihnen so wichtig, dass sie sich auch nach dem Tod nicht entschliessen konnten, diese Ende zu verlassen. So verwandelten sie sich in Felsentürme, um so für immer über die ihnen Anvertrauten zu wachen.

Die Aussicht über die riesige Schlucht des King’s Canyon ist auch von dieser Seite atemberaubend. Und obwohl sich der Himmel inzwischen ein wenig bezogen hat und so die leuchtenden Farben erloschen sind ist es ein grandioses Erlebnis, in dieser Landschaft herumzulaufen!

Hier nochmal ein Video für dich (klick)

Müde und aufgekratzt, voll von all diesen Bildern der grossartigen Landschaften dieser unglaublichen Weite und der grandiosen Schönheit des outback fahren wir in einem Rutsch durch bis nach Alice Springs, wo wir uns – für mich persönlich eine komplette Umkehrung des Natürlichen – einen Tag lang in der Stadt von den Strapazen der Natur ausruhen können (????!!!), bevor es dann für einige von uns noch weiter geht zum zweiten Teil des outback Abenteuers: die Fahrt von Alice Springs nach Darwin!