Cairns – Das Grosse Riff und die Tablelands

9. Februar 2018 6 Von Nicole

Mit dem Greyhoundbus fahre ich jetzt direkt durch bis nach Cairns. Es geht stundenlang durch grüne Zuckerrohrfelder. So weit das Auge reicht und bis zur absoluten Langeweile wiegen sich die Maispflanzen ähnlichen Zucker-rohre im leichten Wind. Die meisten Mitreisenden schlafen und wachen nur zum Essensstop auf, also fällt irgendwelche zwischenmenschliche Interaktion aus, lesen kann ich leider nicht und so bleibt mir nur Musik hören und aus dem Fenster schauen. Ich bin heilfroh als ich endlich in Cairns ankomme!

Am Busbahnhof werde ich abgeholt und erlebe mit meinem Hostel eine positive Überraschung. Ein bisschen ausserhalb des Zentrums gelegen und für australische Verhältnisse relativ günstig ist es doch sauber und nett eingerichtet, die Küche ist ordentlich ausgestatten und es gibt sogar einen winzigen Pool. Hier lässt es sich ein paar Tage aushalten. Und ein paar lustige, nette, ulkige, spezielle Leute lerne ich hier auch noch kennen, wie beispielsweise „Mond“ – eine Chinesin, die ohne ein Wort Englisch zu sprechen hier ist, um ihren Sohn zu unterstützen, der wohl Koch lernt (also so hab ich es zumindest verstanden. Oder auch diese freundliche Dame aus Adelaide….

Die Stadt Cairns hat jetzt nicht so wahnsinnig viel zu bieten. Bis vor ein paar Jahren als Top-Party Spot gehandelt ist mittlerweile alles wieder etwas ruhiger geworden und nur noch im berühmten Gilligan’s geht jede Nacht die Post ab. Der Park mit dem kostenlosen öffentlichen Schwimmbad direkt am Meer ist schön und am Wochenende trifft sich hier Jung und Alt. Ein kleiner Kunsthandwerks-markt, sowie Livemusik am Sonntag lassen die Cairns-ner in Mengen herbei strömen. Und auch die Besucher können der chilligen Atmosphäre viel abgewinnen.

Bei Ebbe ist das Meer leider völlig weg und lässt nur eine riesige, schlammige Fläche zurück, die lediglich den Aborigine-kindern attraktiv erscheint. Um die schönen Strände weiter nördlich zu erreichen braucht man einen fahrbaren Untersatz.

Ein paar Kunstmuseen und eine Art Minizoo im Dachgeschoss des Kasinos (?????????) warten auf Besucher und Souvenirshops, sowie ein Nachtmarkt nach asiatischem Vorbild runden das Angebot für die Urlauber ab.

Selbstverständlich ist das Great Barrier Reef der Touristenmagnet der Stadt. Praktisch jeder, der hierherkommt will zum Tauchen oder doch wenigstens zum Schnorcheln auf’s Riff. Es gibt jede Menge Touren zu verschiedenen Stellen, mit und ohne Übernachtung an Bord bisnhin zu richtigen Tauchsafaris. Obwohl ich schon ein paarmal mit Flaschen getaucht bin habe ich doch keinen Tauchschein, daher fallen die richtig intessanten Touren für mich von Vorherein aus (ganz abgesehen davon, dass ich sicher nicht auf einem dieser schwimmenden Wackeldinger übernachten will!) Also ein Schnorchelausflug. Auf einem Schiff, das möglichst stabil ist.

Es gibt eine Kombitour, Schnorcheln und ein Tauchgang, morgens raus und nachmittags zurück und mir wird glaubhaft versichert, das dieses Boot – ein grosser Katamaran – relativ wenig schaukelt. Also los! Früh morgens werde ich abgeholt und zum Hafen gefahren. Noch recht froh gestimmt betrete ich das Boot mit vielleicht fünfzig oder sechzig anderen (Ohhh Mann!) Mutigen. Noch während des Sicherheitsbriefings fahren wir los. Das Schiff ist ziemlich gross und zweckmässig ausgestattet. Und es schaukelt und wackelt wie ein Kuhschwanz. Ich werfe sicherheitshalber noch eine weitere Pille gegen Seekrankheit ein und suche nach dem ruhigsten Platz im Schiff.

Da ich schon leicht grünlich ausschaue weiss das professionelle Besatzungsteam auch ohne Worte, was ich suche und weisst mir dem Weg. Und siehe da, es gibt eine kuschelige kleine Kotzstation auf diesem Schiff!! Bereits eine Handvoll Leidensgenossen sitzen und stehen mehr oder weniger grün um die Tüten, Servietten und Müllkübel herum. Leider befinden wir uns genau auf der grossen Durchgangskreuzung (Treppe nach oben, Durchgang zur Kabine und zu den seitlichen Gängen) und so fühlen wir uns nicht nur völlig fehl am Platze sondern auch total im Weg. Und es ist uns im wahrsten Sinne des Wortes speiübel.

Ich erspare dir die weiteren Einzelheiten und überlasse dies deiner Phantasie – nur so viel sei gesagt: zu diesem Zeitpunkt sind wir seit ungefähr 20 Minuten unterwegs und der Sch….Kahn schaukelt sich dermassen auf, dass wir gegen Ende der Hinfahrt fast zwanzig Personen sind.

Erstaunlicherweise wird alles besser als wir ankern. Normalerweise kann ich immer die Fahrt gut ab und beim Ankern bekomme ich Probleme, diesmal ist es andersherum. Nachdem ich mich ein bisschen erholt habe will ich aber doch wenigstens einen Schnorchelversuch machen. Tauchen trau ich mir nicht zu, denn ich bin echt wackelig und zitterig und ich finde immer: „safety first“ also nur schnorcheln. Das Wasser ist kalt, was mir im ersten Moment gut tut.

Das Riff ist hier in etwas besserem Zustand als in Airlie Beach (du erinnerst dich?) aber so richtig vom Hocker haut es mich jetzt auch nicht. Zugegebenermassen könnte das allerdings auch an mir liegen…..

Wir fahren noch zu einer weiteren Stelle am Riff und hier können diejenigen, die sich für’s Tauchen angemeldet hatten unter Wasser gehen. Ich bleibe beim Schnorcheln und bin ganz zufrieden damit. Das anschliessende Sonnenbad kann ich ausgiebig geniessen, denn alle anderen gehen zum Essen (buuaaahh…..) und so habe ich jede Menge Platz am Sonnendeck.

Erstaunlicherweise schaukelt das Boot bei der Rückfahrt so gut wie gar nicht, sodass ich einigermassen wieder hergestellt den Hafen erreiche. Tja, ein wenig erfreulicher Ausflug – leider kann ich auch mit keinen Fotos aufwarten – ausser erheblichen Spesen, nichts gewesen.

Falls du je mal nach Australien kommst und das Great Barrier Reef tauchend entdecken möchtest, dann empfehle ich dir dringend einen mehrtägigen Trip zum äusseren Riff zu machen. Alle, die von dort zurückkamen waren sehr begeistert. Solltest du seekrank sein, dann vergiss das Riff einfach! Es gibt andere Möglichkeiten und tolle Schnorchelspots auf dieser Welt 😉

Meine weiteren Aktivitäten beschränken sich ab sofort auf den festen Boden! Und da gibt es ja auch schöne Sachen zu machen. Einen Tag mieten wir (eine kleine Gruppe aus dem Hostel) ein paar Fahrräder und machen zu fünft eine Tour zu nahegelegenen Wasserfällen. Zuerst müssen wir noch ein ganzes Stück an der Strasse entlang, aber dann kommen wir ins Grüne und finden sogar auf Anhieb die Wasserfälle. Dort ist es mal richtig schön und als wir nach ein bisschen Suchen sogar noch einen kleineren Wasserfall mit einem Pool finden hält uns nichts mehr und wir werfen uns mutig in die eisekalten Fluten (erkennst du irgendwie ein Muster? Wasser – kalt – Mut?). Wie die kleinen Kinder tollen wir herum und merken kaum, wie die Zeit vergeht. 

Müde getobt haben wir wenig Lust, die gut zwanzig Kilometer zurück in die Stadt zu fahren, aber es hilft ja nichts und so machen wir los. Auf den letzten Drücker, gerade noch vor Ladenschluss kommen wir beim Fahrradverleih an. Ich bin mal mega stolz, dass ich so gut mithalten konnte – bei weitem die Älteste in der Gruppe, aber trotzdem immer locker vorne mit dabei – so gefällt mir das. 😉

Ein paar Tage später mache ich einen Ausflug in die nahegelegenen Asherton Tablelands und das kam so: organisierte Touren sind in Australien (wen wundert’s?) sehr teuer und so habe ich versucht, mich jemandem anzuschliessen. Das war aber nicht wirklich erfolgreich und so setzte ich eine Anzeige in „gumtree“ – das ist eine online Plattform, wo alles und jedes gekauft, getauscht, gehandlt wird, kreuz und quer durch den gesamten Kontinent und von allen Altergruppen. Und da ich mich schon so richtig aussie fühle, wollte ich halt auch mal……

Tatsächlich meldet sich ein Mann, der zwei Tage später in die Ashertons fährt, um Videoaufnahmen zu machen. Meine beiden Zimmernachbarinnen wollen auch gerne mit und so sagen wir zu dritt zu. Wir staunen nicht schlecht, als uns am nächsten Morgen ein gehbehinderter junger Mann abholt. Er brauche einen Rollator zum Gehen, aber Autofahren gehe ganz prima, sagt er. Na dann…..

Was soll ich sagen? Wir haben einen Megatag! Unser Aussie-Taxifahrer fährt uns zu jedem Wasserfall in der Gegend, zeigt uns seine Lieblingsplätze, beeindruckende Aussichts-punkte, versteckte Seen und hat sogar immer noch ein paar Extrainfos und Aussie-Anekdoten in petto. Es ist ziemlich cool, mit einem Einheimischen unterwegs zu sein!

 

 

Er zeigt uns ausserdem die grössten und beeindruckendsten Würgefeigen der Gegend – die sind riiiiiiesig!!

und einen Fluss in dem es eine Menge süsse Wasserschildkröten gibt. Hier gibt’s ein kleines Video (klick). Oft kann er uns wegen seiner Behinderung nicht begleiten, sondern wartet geduldig im Auto. Aber er ermuntert uns immer, uns Zeit zu nehmen und alles in Ruhe zu geniessen.

Er weiss, wo wir etwas Leckeres zum Mittagessen bekommen und am Schluss fährt er uns sogar noch zu einer ganz besonderen Farm. Dorthin kommen nämlich jeden Abend wilde Rockwallabies. Inzwischen sind die an Menschen gewöhnt und lassen sich sogar füttern, ansonsten leben sie aber total wild und zeigen typisches Rudelverhalten, wir können sogar einen kurzen Kampf zweier Männchen beobachten!

Da hüpfen die also herum, im letzten Sonnenlicht des Tages und sind possierlich und frech zugleich. Wir haben von der Farmerin ein paar Tütchen mit Erdnüssen bekommen, die wir an die Tiere verfüttern können. Die Wallabies sind aber so ungeduldig und wollen nicht immer nur eine Erdnuss bekommen – rrratschsch, schon hat sich eins die ganze Tüte geschnappt und, natürlich hopp hopp hopp ist es ganz schnell weggehüpft. Herrlich!!

Wir machen jede Menge Fotos mit den kleinen Hüpferchen und sind ganz im Glück. Auch unser Fahrer ist mit hereingekommen, obwohl das Gehen hier für ihn sehr schwierig ist. Ich glaube, er hat den Tag ebenfalls genossen. Wahrscheinlich ist er sonst eher alleine unterwegs, schätze ich, denn er ist eine komische Type irgendwie und dann noch die Behinderung……so ist es vielleicht für ihn auch eine schöne Abwechslung drei quirlige Frauen um sich zu haben. Auf jeden Fall macht er mal ein ganz zufriedenes Gesicht, als er uns spät abends in unserem Hostel wieder absetzt. 

Ich muss noch ein paar Tage in Cairns überbrücken, bevor ich meinen nächsten workaway Job anfangen kann und so nutze ich die Zeit, um meine letzten Wochen in Australien zu planen Ich will nämlich unbedingt noch zum Ayer’s Rock! Lieber wäre ich ja privat gefahren, entweder mit anderen Touristen oder mit Australiern – campen unter freiem Himmel und fahren solange alle Spass haben……..leider finde ich keine „buddies“, die zur gleichen Zeit fahren wollen wie ich und so entschliesse ich mich (schweren Herzens), doch eine Tour zu buchen. Bin ja mal gespannt……

Zum Abschluss in Cairns mache ich noch was richtig touristisches: ich fahre mit der Gondel nach Kuranda hoch und mit dem „Scenic Railway“ Zug wieder hinunter. Das sagt dir jetzt wahrscheinlich erstmal nicht viel, oder? Also, die „skyrail“ Gondel fährt in ungefähr 40m Höhe über den Regenwald hinweg und du hast eine wundervolle Aussicht in Richtung Cairns und bis zum Meer und sogar bis zu den Asherton Tablelands im Hintergrund. Rund 7,5 km lang war sie mal die längste Gondelbahn der Welt und es ist tatsächlich eine tolle Fahrt – vielleicht nichts für Leute mit Höhenangst!

Von hier oben sieht der Regenwald ein bisschen aus wie überdimensionierter Grünkohl, oder?? 😉 😉 

In Kuranda angekommen präsentiert sich mir ein typisches Dorf für Touristen mit jeder Menge Souvenirshops, Restaurants, Galerien und einigen Attraktionen wie einem Schmetterlingspark, Bootsfahrten auf dem Fluss oder Didgeridoo Konzerte – alles ungefähr so authentisch wie…..aber egal, die meisten Leute finden es toll. Ich schlendere einmal durch’s Dorf, setze mich in ein Café um die Leute zu beobachten und mache dann einen ausgedehnten Spaziergang. Hier treffe ich auf diese wunderschönen Kreaturen und alles in allem war es bis hierher schon ein toller Tag. Ein weiteres Highlight wartet allerdings noch auf mich und das ist die Rückfahrt nach Cairns mit dem historischen Zug.

Ende des neunzehnten Jahrhunderts gebaut war er seinerzeit eine Meisterleistung der Ingenieure und der Handwerker gleichermassen. Mit dem Bau von 15 Tunneln und 37 Brücken, sowie dem fachgerechten Verlegen der Schienen waren hunderte Männer über fast zehn Jahre lang (1882-1891) beschäftigt. Auch heute noch ist diese Zugfahrt wunderschön, führt sie doch durch immergrünen Regenwald, vorbei an Wasserfällen und der eindrucksvollen Barronschlucht, verwöhnt mit atemberaubenden Ausblicken und aufregenden Brückenüberquerungen. Da es vom Meerespiegel auf über 300m Höhe geht muss der Zug bergauf ganz schön schnaufen und bergab quietschen die Bremsen, dass man sich tatsächlich in die „gute alte Zeit“ zurückversetzt fühlt.

So, nachdem ich nun eine längere Zeit in der Stadt war und viel mit Menschen gemacht habe (ich war sogar einmal zum Salsa tanzen!) freue ich mich ganz besonders auf meine nächste Station: ein workaway Aufenthalt im Regenwald! Ich bin gespannt…..

Hier hast du nochmal die Fotos als Slideshow: