Mit Fritz über die Südinsel – Te Anau, Milford Sounds, Invercargill und Bluff

21. Juli 2017 8 Von Nicole

Tja, nachdem Queenstown also im wahrsten Sinne des Wortes ins Wasser gefallen ist fahre ich eben gleich weiter zu meinem nächsten Etappenziel Te Anau, einem kleinen Städtchen, malerisch (wen erstaunt’s??) an einem See gelegen. Dennoch könnten Wanaka, Queenstown und Te Anau kaum unterschiedlicher sein.

Während es in Wanaka recht gemütlich zugeht und viele Wanderer und Camper ihren Urlaub hier verbringen steppt in Queenstown schon der Bär. Hier wurde das Bungee-Jumping erfunden und bis heute können sich Adrenalinjunkies von der Brücke stürzen. Ausserdem werden hier rund um’s Jahr alle möglichen Extremsportarten angeboten, sei es Fallschirmspringen, Paragliding, Wildwasser-Rafting, Canyoning, Snowboarding……Daher sind hier hauptsächlich junge Urlauber unterwegs auf der Suche nach dem Kick. (In der Wintersaison treffen sich hier übrigens alle Schneebegeisterten der südlichen Hemisphäre). Te Anau ist nun ganz ruhig, hierher verschlägt es hauptsächlich Hiker und Naturliebhaber. Ausserdem gilt das Städtchen als Ausgangspunkt für verschiedene mehrtägige Hikingtracks, sowie Touren in die berühmten Milford Sounds.

Ich bin von der relativ langen Fahrt heute einigermassen erschöpft und begnüge mich daher damit, erst einmal anzukommen und mich über die Möglichkeiten hier zu informieren.

Da ich nicht über die nötige Ausrüstung verfüge, einen mehrtägigen Track zu laufen muss ich mich mit Tagestouren begnügen.                   Meine Entdcheidung fällt auf den ersten Abschnitt des ziemlich bekannten Kepler-Tracks. Ich starte schon früh morgens und werde mit diesen Impressionen des See dafür belohnt. Das ist doch wirklich wunderschön, oder? Es ist auch noch kaum jemand unterwegs heute morgen und ich habe den See und den Wald quasi für mich alleine. Der Anstieg ist relativ steil und so komme ich schon schnell ins Schwitzen. Das ändert sich allerdings schlagartig als ich den Wald hinter mir lasse und auf eine Art Hochebene hinaustrete. Ein eisekalter Wind pfeift hier über die kurzgeschorenen Gräser und ich bin sehr, sehr froh, dass ich Ohrstöpsel dabei habe, eine dicke Jacke mir Kapuze und Taschen! So stapfe ich mit eingezogenem Kopf über dieses grandiose Plateau. Ein Teil des Weges führt über Holzstege, damit wir Wanderer nicht die sehr empfindliche Flora zertrampeln. Die Aussicht über die angrenzenden Berge, hinunter ins Tal und auf den Fluss sind mal wieder gigantisch, und daran können auch die dicken, grauen Wolken am Himmel nichts ändern!

Nach einem ziemlich strammen Marsch und ordentlich durchgepustet und -gefroren erreiche ich die Station der ersten Tagesetappe. Diese einfachen Schutzhäuser werden den Wanderern (kostenpflichtig) zur Verfügung gestellt. Man findet hier Gasherde, Tische und Stühle, eine Toilette, sowie eine Matratze vor. Alles andere muss man selbst mitbringen. Ich hätte was dafür gegeben, mir jetzt einen heissen Tee zubereiten zu können! In Ermangelung eines Topfes und eines Teebeutels muss ich allerdings mit dem mitgebrachten kalten Wasser und einem belegten Brot vorlieb nehmen. Dennoch kann ich mir sehr gut vorstellen, dass einem diese einfache Unterkunft wie der Himmel vorkommen kann, wenn man aus einem Unwetter oder bei richtig kalten Temperaturen hierher kommt. (Im Winter sind diese Tracks glaube ich geschlossen, bzw. nur unter Lebensgefahr zu erleben.)

Die nächste Tagesstation liegt bereits ausserhalb meiner heutigen Reichweite, sodass ich mich bald auf den Rückweg mache. Welch ein Genuss, als ich aus dem immer noch heftigen Wind wieder in den schützenden Wald komme! Der Abstieg erscheint mir total easy und so mache ich mich fröhlich daran.

„Zuhause“ in meinem Hostel angekommen geniesse ich eine heisse Dusche und gehe dann in die Küche, um mir mein Abendessen zu kochen. Vielleicht interessiert es dich ja, einmal zu erfahren, wie es in einem Backpacker Hostel so zugeht? (Solltest du selber ein traveller sein, dann überspringe diesen Abschnit einfach! ;-))

Natürlich gibt es immer kleine Unterschiede, beispielsweise ob das Hostel in den Bergen liegt oder am Strand, in einer grossen Stadt oder irgendwo in der Pampa, ob die Besitzer selber vor Ort sind und sich kümmern oder ob der Laden von anderen backpackern gewuppt wird, usw. Generell ist es so, dass es diverse Mehrbettzimmer gibt (2-10 Personen pro Zimmer) meist mit Stockbetten, Waschräume sind auf dem Gang und werden gemeinschaftlich genutzt, eine mehr oder weniger grosse Küche und eine Art Gemeinschaftsraum/ Ess- und Wohnzimmer stehen zur allgemeinen Verfügung, ganz ähnlich einer Jugendherberge. Es gibt natürlich ganz tolle Hostels, sauber und gemütlich mit einer freundlichen Betreuung, einer gut ausgestatteten sauberen Küche, oft gibt es ein Bücherregal, wo man sein ausgelesenes Exemplar für ein anderes austauschen kann, Brett- und Kartenspiele sowie DVD’s können kostenlos benützt werden. Manchmal gibt es einen Garten mit Loungecke, Hängematten und selten sogar einem Pool. Je nach Atmosphäre ist es besonders leicht mit den anderen Reisenden in Kontakt zu kommen oder eben auch gar nicht. Vor allem die sehr grossen Hostels werden zunehmend anonymer, was zum Teil auch am exzessiven Konsum des Internet liegt. Und selbstverständlich gibt es auch die anderen Etablissements, wo in der Küche nur ein Topf und eine Pfanne für zwanzig Leute zur Verfügung stehen, das W-Lan noch mal extra kostet und das Personal völlig abgenervt ist. Schmuddelige, fensterlose oder total vollgestopfte Schlafräume, miefende Waschgelegenheiten….naja, sicher kannst du dir ein Bild machen! Glücklicherweise überwiegen die guten!! 😀 😀

Nach diesem kleinen Exkurs in den Backpackeralltag wieder zurück nach Te Anau und zum kommenden Tag. Es steht ein Besuch in den Milford Sounds an. Vielleicht hast du schon einmal von den neuseeländischen Fjordlands gehört, aber wahrscheinlich hast du keine genaue Vorstellung davon. So ging es mir auch. Ich mache diese Reise ja bisher komplett unvorbereitet, d.h. ich weiss nicht, was mir begegnen wird oder welche Besonderheit es zu bestaunen gibt. Ich lasse mich von den Einheimischen inspirieren oder von den Touristeninformationen beraten. Und bisher bin ich damit ziemlich gut gefahren.

Die Milford Sound also waren für mich erstmal nur Berge und Wasser. Ich hab die angebotene Schifffahrt gebucht, meine beiden Mitbewohnerinnen ins Auto gepackt und gemeinsam sind wir die wunderschöne Strecke zu den Sounds gefahren. (Der Milford Walking Track gehört übrigens zu den weltweit schönsten Langstecken Wanderwegen!)

Die Strasse führt uns durch kilometerlange Wälder und lang-gezogene Täler in Richtung der Berge. Bald schon steigen diese steil und felsig am Strassenrand auf und entführen uns in eine alpenländisch anmutende Landschaft. Die Sonne strahlt von einem blitzeblauen Himmel und bringt die weiter entfernten schneegepuderten Gipfel zum Glitzern. Je höher wir hinauf kommen desto unwirtlicher wird es. Die anfangs noch üppigen Wälder werden weniger und grosse, graue Felsmassive schieben sich in den Vordergrund. Dann irgendwann geht es wieder hinunter und wir nähern uns den Sounds.

Hier ist natürlich ganz schön was los, trotzdem finden wir problemlos einen Parkplatz und haben sogar noch Zeit, gemütlich einen Kaffee zu geniessen, bevor unser Schiff startet. Gut organisiert werden die Urlauber zu ihren jeweiligen Schiffen dirigiert und dann geht es los.

Und ich sage dir, das hier ist einfach gran-di-os! Du kannst dir eine Art Berglandschaft vorstellen, wo die Täler komplett von Wasser bedeckt sind. Auf beiden Seiten des Schiffes ragen die grünen Buckel riesenhaft in den Himmel, graue und braune Felsschuppen unterbrechen das Grün der Pflanzen. Überall rauscht und plätschert es, denn jede Menge Wasserfälle stürzen über die steilen Kanten. Es gibt hoch aufragende fast senkrechte Felswände, die schroff über uns aufragen und einem ein Gefühl von der eigenen unwissenden Unwichtigkeit vermitteln im Anblick dieser vielleicht Millionen Jahre alten Beständigkeit.

Wir haben ja nun einen der ganz wenigen sonnigen Tagen erwischt (in den Sounds regnet es rund 300 Tage im Jahr) und darüber freue ich mich riesig. Allerdings kann ich mir auch vorstellen, dass es hier im Regen unbeschreiblich ist. Dann gibt es nämlich hunderte Wasserfälle und Dunst und Nebel umschliessen alles mit unwirklichem, mystischem Wabern. Sicher auch sehr, sehr speziell. Aber wir haben nun heute die Sonne und so kann ich mich im Anblick Millionen glitzernder Diamanten verlieren, die auf der Wasseroberfläche tanzen und von den Bergen herab-stürzen. Ich kann mir die strahlenden Farben der Natur anschauen, das tiefe Blau und mystische Grün des Wassers, das unvergleichliche Spiel von Licht und Schatten geniessen. Ich bin total hin und weg. Wir fahren die gesamten Sounds entlang bis ganz nach vorne, wo sie in das offene Meer münden. Jemand erzählt über Lautsprecher irgendwas von James Cook (der Knabe hat hier einfach mal alles entdeckt, besetzt, besiedelt) aber ich höre gar nicht hin. Zu sehr nimmt mich diese Schönheit gefangen, keine Sekunde möchte ich meine Aufmerksamkeit ablenken lassen. Auf dem Rückweg fahren wir ganz nahe an einen der grossen Wasserfälle heran und da ich ganz vorne im Bug des Schiffes stehe bekomme ich eine gehörige Gischtdusche ab.

Und dann treffen wir auch noch diese süssen, kleinen, pelzigen Tierchen! Die hier heimischen Seelöwen, die in der Sonne herumliegen und sich den Pelz wärmen lassen sind für mich irgendwie das i-Tüpfelchen auf diesem wundervollen Tag!

  

Mehr tolle Fotos von den Milford Sounds findest du hier……. (klick)

Am kommenden Tag geht meine Fahrt weiter nach Süden. Ich komme durch fettes, grünes, leicht hügeliges Weideland, die typischen langen Neuseeland – Wolken am strahlend blauen Himmel vervoll-ständigen eine Postkartenlandschaft. Nachdem ich gestern in den Milford Sounds irgendwie eher in Ehrfurcht und Stauenen still geworden war singt es heute wieder in mir. Es ist einfach soo schön rundherum.

Plötzlich steht da ein Schild zu den „Wetlands“ rechts ab – und schon rattere ich wieder eine Schotterpiste entlang, um zu erkunden, was es damit denn wohl auf sich hat. Ich lasse Fritz einsam auf dem kleinen Parkplatz zurück und folge ein paar Minuten einem schmalen Pfad. Bald stehe ich inmitten einer Art Flussaue, Gräser und Schilfe rahmen ein kleines Flüsschen ein, das in mehrere Teiche mündet. Ein paar Enten fühlen sich von mir gestört und stieben schnatternd auf als ich vorbei laufe. Ein kleines Brückchen führt über das kristallklare Wasser. Etwas weiter entfernt kann ich grüne Wiesen erkennen und noch weiter weg erheben sich die Berge. Eine Landschaft wie ein Gemälde! Plus Vogelgezwitscher, Insektengesumm und Freudengesang (in mir). Ich kann mich kaum von diesem Anblick losreissen….

Das ist einfach so was von toll in Neuseeland: du fährst einfach irgendeine schmale Strasse rein und dann – schwupps – findest du so was! 😀 😀

Ich fühle mich so was von entspannt heute, Die vielen Schafe auf den Weiden entlang meiner Strasse bringen mich zum Lächeln. Und die Sonne bringt mich zum Lächeln. Und der Bauer mit seinen fünf Hunden auf dem Pickup bringt mich zum Lächeln…..

Haushohe Windschutz-hecken (eine neuseeländische Besonderheit) verbergen kleine Farmen und machen Obstbäumen und Gemüse-gärten das Überleben leichter. Kühe grasen vereinzelt auf den grossen Wiesen. Heute ist Neuseeland fast schon kitschig schön – genauso wie ich es mir immer vorgestellt habe. Viel Grün, viele Schafe, ein paar Kühe und wenige Menschen, ein Fluss oder See und Berge im Hintergrund, darüber ein (meistens) blau-weisser Himmel – voilá, und genau so ist es. Ein paar Farmer fahren mit ihren Pick-ups zu den Weiden, hier und da ein Camper. Sonst nichts. Stille. Weite. Ruhe.

Die Berge bleiben irgendwann hinter mir zurück und die Landschaft wird erst ganz flach und dann wieder hügelig. Ein kalter Wind kommt auf und je näher ich dem Meer komme, desto stürmischer wird es. Und endlich! Da ist er wieder, der Ozean! Wild und laut und herrlich! Salzige, kalte Luft, hartes, struppiges Gras, das hier ist nichts für Weicheier! Heute ist ja ein schöner sonniger Sommertag und trotzdem ist das Klima hart und die Landschaft fast karg zu nennen. Ich will gar nicht wissen, wie es hier wohl im Winter ist! Man sieht der Natur deutlich an, dass hier die Elemente kämpfen. Die wenigen Bäume sind krüppelig klein und vom ständigen Wind zurecht gestutzt. Was ich total faszinierend finde: die Rinder- und Schafweiden erstrecken sich bis ganz nach vorne direkt ans Meer! Man sollte meinen, dass die ständige Beregnung mit Salzwasser kein richtiges Gras wachsen lässt, aber offensichtlich gibt es genügend Vieh, das sich sogar diesen rauhen Gegeben-heiten anpassen kann! Und diese Rindviecher hier sind keinesfalls mager zu nennen.

Zu Beginn kann ich noch an Aussichtspunkten und kleinen Buchten anhalten und die Aussicht geniessen, doch irgendwann wird der Wind so stark, dass ich kaum mehr die Tür aufbekomme und der Wind mich beinahe umwirft. Am Strand werde ich sandgestrahlt und es ist inzwischen schneidend kalt. Die Wellen peitschen ans Ufer und der Ozean macht einen rechten Lärm. Hier merke ich zum ersten Mal so richtig, dass die Antarktis nicht mehr so weit weg ist!

In dem winzigen Städtchen Riverton mache ich Halt, besuche das Museum und erlebe eine positive Überraschung! Eine sehr interessante Ausstellung über Neuseeland und seine Geschichte wird gezeigt. Sowohl Maori, als auch die europäischen Siedler werden mir lebensechten Modellen, Artefakten, interaktiven Schautafeln und kreativen Dekorationen erklärt und dem Betrachter nahe gebracht. Man kann zuschauen, wie die Maori gejagt haben und erfährt einiges über den frühen Walfang der Weissen, sowie die aufkommende Holzindustrie und die Transportwege. Einige Bilder runden die Ausstellung ab und ich finde, das ist eines der interessantesten Museen, die ich bisher in Neuseeland besucht habe.

Über die Stadt Invercargill, meine nächste Station, kann ich eigentlich gar nichts schreiben, da ich erst am späten Nachmittag hier ankomme und bereits am kommenden Morgen wieder früh weiterfahre nach Bluff.

Hier in Bluff ist nun der südlichste Punkt der Südinsel Neuseelands (nur die kleine vorgelagerte Stewart Island ist noch näher an der Antarktis!) Das Örtchen selbst scheint seine besten Tage bereits hinter sich zu haben und wirkt etwas heruntergekommen. Aber der Leuchtturm und dieses Schild (sicher eines der meist fotografierten Schilder des Landes) sind ja auch der Grund meines Hierseins. Und hier bitte: nur noch 4.810km bis zum Südpol oder 2.550km bis zur nördlichen Küste der Antarktis – sozusagen ein Katzensprung. Bevor du mich jetzt fragst: nein, ich werde mich NICHT auf ein Schiff begeben und dorthin reisen!!!! Trotzdem zur Info, du kannst mit dem Schiff von Bluff aus zur Antarktis und zurück reisen, Dauer rund einen Monat, Kostenpunkt rund 20.000 US$. Nicht zu empfehlen für Seekränkler wie mich!! 😉

Nachdem ich nun viele Tage lang nach Süden gefahren bin muss ich heute die Himmelsrichtung ändern, haha – und ich fahre nach Osten. Ich möchte eine Gegend erkunden, die sich „Catlins“ nennt. Viele Kiwis haben mir geraten, hierher zu kommen, also sind meine Erwartungen hoch. Leider wird aus dem grauen Himmel bald schon ein tiefgrauer Himmel, aus dem dann eben auch naturgemäss eine Menge Wasser fällt. Kurz – es beginnt zu giessen. Ich veruche immer wieder an interessanten Orten zu halten, um wenigsten einen kleinen Eindruck von der Schönheit dieser Gegend zu bekommen. So finde ich beispielsweise diesen kleinen See, der inmitten des Waldes ganz still da liegt, sodass sich die umgebenden Bäume in dem dunklen Wasser spiegeln.

Ein bisschen weiter erreiche ich nach einem halbstündigen Marsch diesen wunderschönen Wasserfall. 

Eine Höhle, die ich gerne besuchen würde (bietet sich ja an bei dem Wetter!) ist leider heute geschlossen. Und so fahre ich immer weiter und weiter und ehe ich mich versehe bin ich schon wieder raus aus den Catlins! Ups. Na ja, für einen ersten Eindruck hat’s gereicht – Prädikat: wiederkommen lohnt sich! Bei besserem Wetter. 😉

Da es inzwischen schon relativ spät geworden ist muss ich mich langsam mal um eine Unterkunft für heute nacht kümmern. Trotzdem fahre ich noch einen ziemlichen Umweg nach Nugget Points.  Windumtoste Klippen und ganz vorne, über dem Meer  ein Leuchtturm. Es ist bloss ein kleiner Spaziergang und der Rundumblick ist wunderschön. Der Boden der Aussichtsplattform besteht aus einem Gitter, sodass man -zig Meter weit direkt nach unten in das tosende Meer schauen kann. Nix für schwache Neven!

Im benachbarten Kaka Point beginne ich mit meiner Suche nach einer Unterkunft. Doch das ist leichter gesagt als getan! Hier ist offensichtlich ein richtiger Urlaubsspot ( wobei im Moment  niemand gross zu sehen ist), sodass die Zimmerpreise weit ausserhalb dessen liegen, was ich zu zahlen bereit bin. Also weiter fahren! Weder auf telefonische Anfrage, noch im Vorbeifahren lässt sich etwas finden. Ausgebucht, vorübergehend geschlossen oder viel zu teuer……hmmm. Einmal biege ich auf gut Glück an einem Schild B&B ab und fahre einen steilen Hügel hinauf. Ganz oben steht ein Haus, das ganze Tal überblickend, wunderschön. Eine riesige Schafherde blökt rund um das Haus, Hinterlassenschaften all überall, aber das Haus selber sieht einladend aus. Und leer. Ich klopfe und schaue und warte – kein Mensch ist da. Ich rufe und gehe rein (nicht abgeschlossen!) Tatsächlich keiner da. Es ist eindeutig eine Ferienunterkunft. Drei Schlafzimmer mit Bädern, Wohnzimmer und eine grosse Küche. Alles hübsch eingerichtet und wie auf mich wartend. Ein Zettel neben der Eingangstür informiert mich darüber, dass ich doch bitte im Bedarfsfalle die Betreiber anrufen solle. Was ich blöderweise auch mache. Natürlich ist es völlig ausserhalb meines Budgets, hier zu übernachten! Wäre ich nicht so ein ehrliches Mädchen, dann hätte ich einfach hier gecampt und wäre morgen früh (nach einer kleinen Spende) wieder abgefahren. Aber so wissen die Besitzer ja, dass ich da bin und kommen vielleicht gucken…… Das bring ich dann doch nicht, also muss ich halt weiter fahren.

Und dann kommt diese Umleitung. Wegen Bauarbeiten an einer Brücke muss ich eine Umleitung von rund 10km über Schotter fahren. Grrr……zugegeben, die Landschaft ist traumhaft schön und ich komme durch winzige Weiler, nur eine Handvoll Häuser, die ich sonst nicht gesehen hätte. Das ist schön. Trotzdem bin ich froh, nach einer gefühlten Ewigkeit wieder auf eine richtige Strasse einbiegen zu können. (Der überbrückte Streckenaschnitt ist ungefähr 200 m lang!)

Die Dörfer werden immer kleiner, Hostels oder B&B’s gibt es keine mehr. Es wird dunkel und ich beginne mich mit dem Gedanken zu befassen, heute nacht eventuell im Auto zu schlafen. Es regnet übrigens schon wieder. Um halb neun, ich bin hungrig und müde und ein ganz kleines bisschen übellaunig, verspreche ich mir selbst, noch bis zum nächsten Dorf zu fahren und wenn es da nichts gibt, einfach einen Parkplatz oder so zu finden, wo ich übernachten kann. Und siehe da! Ich komme in ein kleines Städtchen namens Milton, finde ein Schild „Backpacker’s“ und auf mein zaghaftes Anklopfen wird mir aufgetan. 😉

Die Tür geht auf, gemütliches Licht und angenehme Wärme schlagen mir entgegen. Ein freundlich lächelnder Mann, bereits nach dem „Hello! How are you?“ als Schweizer identifiziert bittet mich herein. Aber ja, er hat noch ein Bett frei! Hurra, hurra, hurra!

Ich trete ein und befinde mich in einem Wohnzimmer, ein Freuer brennt im Ofen, ein junger Mann sitzt auf der Couch und trinkt Tee – es sieht hier irgendwie aus, wie in einem Privathaus, gar nicht wie ein Hostel. Und es ist warm! Hach, herrlich! ich fühl mich gleich (fast) wie zuhause.

Am nächsten Morgen regnet es immer noch Bindfäden und ich beschliesse, einfach einen Ruhetag zu machen und hier zu bleiben. Es ist warm und gemütlich und mein schweizer Gastgeber ist zwar völlig schräg drauf, aber trotzdem (oder deswegen?) ein interessanter Gesprächspartner. Er bietet an, am Abend seine selbstgebaute Sauna anzuheizen, was bei uns Gästen (mittlerweile 5!) auf grosse Begeisterung stösst. Und ich sage dir, das ist die skurrilste Saune, in der ich je war!

Der alte Wassertank von einer Dampfmaschine mit einem Holzofen drin, zwei selbstgezimmerte Bretterbänke, fertig ist die Sauna. Du glaubst mir nicht? Bitte sehr, hier ein Foto des Ganzen: 

Am nächsten Morgen, es hat aufgehört zu regnen!, fahre ich weiter nach Dunedin. Eigentlich wollte ich hier durchfahren, aber meine Lesebrille hat ein Beinchen verloren und so muss ich zum Optiker und eine neue Schraube einsetzen lassen. Zum Glück, kann ich nur sagen, denn Dunedin ist ein kleines Juwel.