Mount Warning – ein heiliger Berg

7. Februar 2017 8 Von Nicole

Nach einer abenteuerlichen Reise komme ich in einem winzig kleinen Ort namens Uki an, Hier habe ich eine Unterkunft gebucht, die mein Budget zwar sprengt, aber wenigstens nahe am zu besteigenden Berg ist. Schliesslich habe ich kein Auto und die Wanderung an sich soll schon anstrengend genug sein.

DSCN5695Meine Vermieterin sammelt mich unterwegs ein und dann stehe ich zum ersten Mal in einer so genannten „cabin“. Das ist ein kleines Häuschen, meist aus Holz mit einem Schlafraum, einem Bad und einer kleinen Kitchinette. DSCN5633

 

Ausserdem habe ich eine kleine Terrasse ganz für mich alleine und bin direkt am Wald. Meine cabin steht mit noch drei anderen auf einem grossen Grundstück, quasi als Anbau zum Haupthaus. Ich habe einen tollen Blick über das Tal und kann sogar den Gipfel des Mount Warning sehen.

 

Aber bevor ich diesen besteige schaue ich mir noch das Dörfchen Uki an. Es besteht aus einer Handvoll Häusern in denen Shops oder Cafés untergebracht sind. Die Cafés sind leider alle geschlossen und die „Touristeninformation“ hat weder Wanderkarten, noch Flyer oder Internet anzubieten. Aber die Shops haben es in sich – kurios! Schau selbst und sag mir, ob du schon einmal so einen Laden gesehen hast!14807664590681480766460090

 

 

Nachdem ich mehrmals die einzige Strasse hinauf und hinuntergelaufen bin und mir alles gaaanz genau angeschaut habe setze ich mich völlig erledigt 😉 in die Bar/ Halle/ Lounge des ortsansässigen Hotels und trinke dort in Gesellschaft von ein paar Bauarbeitern, einem jungen Pärchen mit Stummsyndrom und zwei alten Herrschaften mit Hund ein Bierchen. DSCN5625Dabei beobachte ich die riesigen Fledermäuse, die in den Bäumen hängen und das aufziehende Gewitter, das recht bedrohlich aussieht. Hier werde ich von meiner Gastgeberin wieder eingesammelt – pünktlich eine Stunde nachdem ich meinen Ausflug begonnen hatte. 😉

Weiter gibt es hier einfach einmal gar nichts zu tun, also mache ich es mir mit einem Buch in meiner cabin gemütlich, geniesse die frische Luft, die das Gewitter mit sich bringt und höre dem Regengeprassel und dem Donnergrollen zu.

1480766313446Am nächsten Morgen ist alles saubergewaschen, die Sonne strahlt von einem blitzblauen Himmel und meiner Gipfelbesteigung steht nichts im Wege. Ein ausgiebiges Frühstück mit Aussicht weckt die Wanderlust……..

 

DSCN5634Der Weg geht durch richtig schönen Wald und ist zu Beginn auch leicht zu gehen. Immer wieder werde ich mit spektakulären Aussichten belohnt und die verschiedenen Grüntöne, das unglaublich vielfältige Leben und das wunder-volle Zusammenspiel der Natur ist wie immer faszinierend und überwätigend.

DSCN5645Kurios finde ich, dass alle paar Kilometer ein Hubschrauber-ladeplatz in den Wald gebaut ist. Allerdings sind die so winzig klein, dass ich lieber nicht in so einem Hubschauber sitzen will. Dennoch – Hubschrauberlandeplätze im Busch??

DSCN5664Auf den letzten paar hundert Metern vor dem Gipfel wird es dann anstrengend. Der Weg verschwindet und macht einer Ansammlung von Felsen Platz. Es gibt eine Eisenkette als Handlauf an einer Seite und damit ist zumindest klar, wo ungefähr der Weg verläuft. Beim Hochklettern brauche ich die Kette zwar nicht (als tramuntanageprüfte Wanderin) aber beim Absteigen leistet sie mir doch gute Dienste.

Wie eine Bergziege steige ich also durch die Felsen bis auf den Gipfel.DSCN5665 DSCN5655Hier erwartet mich eine sagenhafte Rundumaussicht! Auf der Meerseite kann man bis nach Cape Byron sehen, wo ich doch vorgestern noch stand und hierher geschaut habe. Und auf der Landseite kann man weit über den Busch schauen, eines der grössten, noch zusammen-hängenden Buschgebiete der Erde. Atemberaubend!

Ich mache es mir gemütlich und freue mich über mein mitgebrachtes Picknick. Um mich herum spielen hunderte von bunten Schmetterlingen in der Sonne. Noch nie habe ich so viele Schmetterlinge zusammen gesehen! Es ist wunderschön und gibt mir das Gefühl hier willkommen und am rechten Fleck zu sein. Denn eigentlich sollte der Mount Warning, der bei den Aborigenes „Wollumbin“ heisst von Frauen nicht bestiegen werden. Die Berge sind für die Männer und die Flüsse für die Frauen.  Und die heiligen Berge werden sowieso nur für bestimmte Rituale bstiegen. Aber ich bin ja keiner Aboriginefrau – gilt dieser Brauch dann für mich trotzdem? Ich habe vor dem Beginn meiner Wanderung den Berg um „Erlaubnis“ gefragt und mich so respektvoll wie möglich verhalten. Die Schnetterlinge nehme ich als Antwort, dass alles in Ordnung ist.

(Vielleicht bin ich doch ein ganz klitzekleines bisschen verrückt??)

DSCN5687Der Abstieg ist dank der Kette kein grosses Problem, aber man sollte schon seine sieben Sinne beisammen haben. Als ich wieder in den Wald eintauche ist es wie nach Hause kommen.  Ich tanke noch einmal tief dieseDSCN5636 uralte Kraft und Ruhe, geniesse diese Selbstverständlichkeit des Seins und das immer gleiche und doch so verschiedene Zusammenspiel von Licht und Schatten, oben und unten, Leben und Tod, innen und aussen.

Restlos zufrieden und glücklich komme ich in meiner cabin an. Ich geniesse einen ruhigen Abend und morgen fahre ich nach Brisbane und von dort weiter an die Sunshine Coast und zu meinem ersten Einsatz als workawayerin. Mehr dazu im nächsten Artikel……