Wunderschöne Whitsundays und funny aussie hippie island

21. Dezember 2017 2 Von Nicole

Ich hab mich endlich aufgerafft, der Sunshine Coast und all den lieben Menschen, die ich hier kennen lernen durfte „Good bye“ gesagt, mich in ein Flugzeug gesetzt und bin nach Proserpine geflogen. Ein kleines Städtchen, das ausser Zuckerrohrfeldern eigentlich nichts Spezielles zu bieten hat. Daher fahre ich auch gleich weiter an die Küste in das kleine Städtchen Airlie Beach.

Von hier aus kann ich den südlichsten Zipfel des „Great Barrier Reef“ besuchen und gleichzeitig die Whitsunday Islands erkunden. Auf beide Naturattraktionen freue ich mich gleichermassen.

Airlie liegt recht schön an der Küste, ist allerdings eine richtige Partystadt und daher voller junger Leute. In meinem hostel spielen meine beiden jungen Zimmergenossinnen „heute schlafe ich bei dir und morgen schläfst du bei mir“ mit ihren boy friends und im Gemeinschaftsraum wird Marihuana geraucht, was das Zeug hält. Da fühl ich mich gleich mal steinalt und ziemlich spiessig… 😉

Gleich am nächsten Morgen mache ich die grosse Tour zu den Whitsundays inklusive mehrerer Schnorchelgänge, Picknick am Strand und Speedboat-Fun. Wir bekommen unsere Neoprenanzüge und werden auf das grosse Gummischlauchspeedboot verfrachtet. Und los geht die Fahrt. Speedboot fahren macht sogar mir Spass und solange die Wellen nicht zu hoch sind komme ich auch einigermassen klar. Leider ist das Wetter…hmmm, suboptimal und der Wellengang höher als ich es mögen würde aber da muss ich jetzt durch.

Ziemlich schnell sind wir am ersten Schnorchelspot angekommen. Der Skipper fährt langsam hin und her, her und hin, um einen geeigneten Ankerplatz zu finden und ich werde grün im Gesicht. Endlich wird der Anker ausgeworfen und voller Ungeduld muss ich auch noch das Sicherheitsbriefing aushalten. Bis ich endlich ins Wasser komme ist mir schon sehr schwummerig. 

Die relative Kälte des Wassers bringt meinen Kreislauf wieder in Schwung und so setze ich die Taucherbrille auf und schnorchle los. Mensch, Leute! Das Great Barrier Reef! Der Hotspot für Taucher aus aller Welt…….

……ist eine Riesenenttäuschung. Leider. Die Korallen sind farblos, da keine Sonne scheint und auf riesigen Flächen zerbrochen und abgestorben. Die paar bunten Fische, die herumschwimmen reissen es dann auch nicht mehr raus. Und das Wasser ist echt sehr kalt, so zwanzig Grad schätze ich. Das wird so auf die Dauer auch im wetsuit ganz schön frostig. Und ich kann ja nicht zurück auf das schwankende Boot, sondern muss warten bis quasi zur Abfahrt.

Als ich dann endlich an Bord kann zittert mein gesamter Körper und ich bin völlig unterkühlt. Das hat man nun davon, dass man als Erstes ins Wasser rein musste und als Letztes wier raus kommt! Glücklicherweise habe ich in weiser Voraussicht genügend warme Klamotten mitgebracht, die ich jetzt anziehe. Trotzdem klappere ich mit den Zähnen und zittere mir einen ab. Der kühle Fahrtwind tut sein Übriges dazu. Unser Tourguide wirft mir schon ganz konsternierte Blicke zu (eine Tasse heisser Tee wären mir lieber gewesen!)

Zum Glück fahren wir nur ein kurzes Stück, ankern und verlassen das Boot zu einer kleinen Wanderung bergauf (hurra! Da wird’s mir wieder warm) zu einem Aussichtspunkt. Beim Aufstieg frage ich unsere Tourleiterin nach dem Zustand des Riffs und sie erklärt mir, dass der Wirbelsturm „Debbie“ genau hier vor ein paar Monaten auf Land getroffen war und nicht nur in Airlie Beach und Umgebung grosse Schäden angerichtet, sondern auch dem Riff sehr zugesetzt hat. Weitere Umweltfaktoren wie die kontinuierliche Erwärmung des Ozeans, Wasserverschmutzung und auch der Tourismus belasten das Riff sehr und die empfindlichen Korallen sterben ab.  Sie versteht meine Enttäuschung und versichert mir, dass es weiter nördlich deutlich besser sei.

Und schon sind wir am Aussichtspunkt angelangt. Was soll ich sagen? Weisser Sand, türkisfarbenes Wasser, atemberaubend schön kombiniert, von Mutter Natur einzigartig in Szene gesetzt. Schau selbst:

 

Und sogar die Sonne kommt jetzt ein bisschen raus und lässt die Farben erstrahlen. Hast du so was schon mal gesehen? Es ist wunderschön und ich möchte gerne ein Vogel sein, um eine noch bessere Sicht zu haben.

Wir sind alle hin und weg und die Fotoapparate laufen heiss. Ich kann es kaum erwarten, vom Aussichtspunkt an den Strand hinunter zu kommen und in diesem strahlend weissen Sand meine Zehen zu vergraben! Der Sand besteht zu 99% aus Silicium, deshalb ist er so weiss. Wunderschön! Wir haben viel Zeit und können gemütlich am Strand spazieren gehen, durch das seichte Wasser planschen und jede Menge Fotos schiessen. Das Wasser ist super klar und modelliert lauter kleine Wellenmuster in den Sand. Zusammen mit einem abgestorbenen Baum und der Nachbarinsel im Hintergrund ist die Idylle perfekt. Alleine hierfür hat sich die Tour gelohnt.

Bald schon knurren unsere Mägen und es wird höchste Zeit für’s Mittagessen. Wir fahren bis ans andere Ende des weissen Strandes, wo die Boote ankern dürfen. Wer mag darf für die relativ kurze Fahrt auf den Luftkammern des Bootes sitzen ( Jaaa, gerne!!) und so macht das Ganze natürlich nochmal mehr Spass. Man muss sich allerdings gut festhalten, denn unser Käpt’n ist ein Spassvogel und macht gerne unvorhergesehene Schlenker, Kurven und sonstiges Zeugs und ich will ja nicht vom Boot fallen. Kleine Bootsfahrt (klick) gefällig? Noch ein Video dazu (klick)

Am Picknickplatz angekommen ankern wir das Boot und die Crew baut ein kleines Buffet auf dem Boot auf mit Salaten, Pasta, Schinken und Brot. Jeder kann sich bedienen und dann entweder auf dem Boot essen oder seinen vollen Teller mit an den Strand nehmen. Natürlich entscheide ich mich für den Strand – ist doch auch viel schöner! Das Ganze stellt sich allerdings als schwieriger heraus als gedacht……

Ich habe also einen vollen Teller in der einen und ein Getränk in der anderen Hand, sowie mein Tuch zum Draufsitzen. So ausstaffiert muss ich jetzt vom Boot klettern, durch das fast hüfttiefe Wasser zum Ufer waten und dabei angriffslustige, sehr dreiste Möwen abwehren, die es auf mein Essen abgesehen haben. Die Biester fliegen regelrechte Sturmangriffe auf meinen Teller und ich hab ne Menge zu wedeln und zu rufen bis ich heil am Strand ankomme. Dort lassen sich die Möwen ebenfalls nieder und versuchen nun zu Fuss an die vermeintlichen Leckerbissen auf meinem Teller zu kommen.

Eine Frau von meinem Boot lässt sich ganz in meiner Nähe nieder und beäugt belustigt meinen Kampf mit den Möwen. So abgelenkt merkt sie gar nicht, dass sie inszwischen von den Vögeln eingekreist wird und die sich auch bei ihr etwas stibitzen wollen. Zu zweit harren wir heroisch am Strand aus und vertilgen unser Essen in Rekordzeit, während alle anderen auf dem Boot bleiben. Ich finde es trotz diebischer Möwen toll, hier am Strand zu essen. Viel besser als auf dem Boot!

Nach dem Picknick bleibt noch viel Zeit zum Baden und Schnorcheln. Leider hat sich die Sonne in der Zwischenzeit komplett verabschiedet und so mache ich lieber einen ausgedehnten Spaziergang. Der leicht ansteigende Strand geht nach rund fünfzig Metern in einen Mangrovenwald über und auch hier sind die Schäden, die „Debbie“ verursacht hat deutlich zu sehen. Der Strand allerdings ist sensationell schön. 

Auf der Rückfahrt gibt es noch jede Menge Speetboat Fun und ich werde schon wieder leicht grün im Gesicht. Doch ich halte tapfer durch und schaffe es, mein Mittagessen bei mir zu behalten und die Bootsfahrt sogar ein bisschen zu geniessen.

Insgesamt war das, trotz des enttäuschenden Schnorchelns ein wunderschöner Tag und nicht einmal die Horde zugedröhnter Kiffer in meinem hostel kann mir die Laune verderben.

Am nächsten Tag mache ich eine schöne Wanderung durch ein steiniges Flussbett und die Kraxelei macht mir viel Spass. Wie immer gibt es auch hier tolle Bäume zu bestaunen, unter anderem eine grosse Würgefeige. 

 

 

 Ich liebe diese Bäume und ihre immer neuen, skurrilen Formen. Sie sind immer kreuz und quer gewachsen und bilden oft die verrücktesten Gebilde. In diese hier kann ich hineinkrabbeln.

Am darauffolgenden Morgen nehme ich den Bus und fahre nach Townsville, wo ich die Fähre nach Magnetic Island nehme. (Die heisst so, weil hier anscheinend Captain Cook’s (wer sonst??) Kompass magnetisch angezogen worden sein soll…) Hier ist mein nächstes Ziel und nach langer Pause bin ich mal wieder bei Couchsurfern untergekommen.

Ich treffe meinen Host in einerm der Cafés am Strand, wo er arbeitet. Ein junger Mann mit halblangen, lockigen Haaren und einem Grinsen von einem Ohr zum anderen steht vor mir, freut sich und beschreibt mir den Weg zu seinem Haus: um die Ecke und am Ende rechts, Hippiemässig easy. Das Haus sei offen, sagt er und falls sein Mitbewohner nicht da sei, solle ich es mir einfach gemütlich machen. Er hätte so in einer halben Stunde Pause. Na denn, ich suche das Haus um die Ecke ud dann rechts, das auch tatsächlich schnell gefunden ist. Ein Queenslander Holzhaus inmitten eines wild wuchernden tropischen Gartens – ich verliebe mich sofort! 🙂

Meine beiden hosts sind echt cool. Der eine muss zwar meist arbeiten und hat daher wenig Zeit aber der andere ist schon in Rente und hat da her massig Zeit und viel Lust, mir die Insel zu zeigen.

Und so fahren wir mit seinem Uralt-Camper kreuz und quer über die kleine Insel und er zeigt mir jeden Strand und viele schöne Aussichtspunkte. Er weiss, wo die Rockwallabies sind (die sind vielleicht niedlich!) und wo man am besten den Sonnenuntergang geniessen kann. Wir kaufen Picknick für unterwegs und wenn es wieder mal regnet, dann setzen wir uns einfach in den Camper. Lange Strandspaziergänge, Mangroven und auch ein bisschen Klettern, Das Leben ist unglaublich einfach auf „Maggie Island“ und die beiden leben ihren lifestyle so authentisch, dass man sie einfach gern haben muss. An einem Tag haben wir eine tolle Begegnung. Wir sitzen an einem wunderschönen Strand und (zumindest) ich habe eine mittelschwere Felsenklettertour hinter mir. Und wie wir so sitzen und über’s Meer schauen kommen zwei Schwimmerinnen aus dem Wasser. So weit ja noch nichts Besonderes. Beim Näherkommen stellt sich allerdings heraus, dass eine der beiden eine alte Dame ist und zum Gehen einen Stock braucht. Und mit dem ist sie eben auch im Wasser unterwegs! Das finde ich toll – sie lässt sich nicht unterkriegen, sondern geht trotzdem schwimmen, aber leichtsinnig ist sie auch nicht, denn die andere Frau ist da und kann sie stützen.

Als wir zum Auto zurück gehen kommen wir bei der alten Dame vorbei und ich bleibe kurz stehen, wechsle ein paar Worte mit ihr und sage ihr, wie toll ich das finde während sie ihren Stock auseinander schraubt und das Wasser ausleert. Sie strahlt über beide Backen. Ich auch. Was für eine Begegnung!

Überhaupt habe ich den Eindruck, hier in Australien sind die Rentner mega aktiv. Die sind dauernd mit ihren Campern irgendwo unterwegs und gehen fischen, surfen, tanzen, wandern, Motorrad fahren und was weiss ich noch alles. So was wie einen Seniorennachmittag, wo man gemeinsam Kaffee trinkt und Kuchen isst (nichts gegen zu sagen!!) scheint es hier nicht zu geben, sondern das meiste spielt sich draussen ab. Eindrücklich ist es wenn du frühmorgens an den Strand gehst: da sind geradezu Scharen von fitten Grauköpfen unterwegs und laufen, walken, joggen was das Zeug hält. Und alle haben ein Lächeln auf dem Gesicht.

A pros pros Lächeln – ich möchte dir von einem echt australischen Standbarbecue erzählen, das wir auf Maggie Island gefeiert haben. 

Das sind die Protagonisten: Team Gelb. das Stirnband  Team und die Schiedsrichter (wir wurden gezwungen, die Gretchen-perücken zu tragen; was soll ich sagen, lang wallendes Blondhaar steht mir!) 😉 Am Nachmittag wird alles vorbereitet, geschnippelt und eingelegt, eine Menge Bier kaltgestellt und es gibt schon jetzt ziemlich viel Gelächter. Als es dunkel wird schleppen wir den ganzen Krempel zum Strand und belagern eine der Grillstationen und einen Tisch. Der Chef grillt und die anderen feiern. Wir sind ziemlich laut aber hier stört das niemanden, sondern im Gegenteil: die anderen Leute an den Grills und den Tischen freuen sich mit uns. Nach dem Essen machen wir eine Miniolympiade auf dem Kinder-spielplatz, der direkt neben unserer Partystation ist. Alle Kinder von den Nachbartischen machen mit und stecken die Erwachsenen mal locker in die Tasche. Was für ein Spass! Es gibt noch eine ganze Reihe anderer Spiele und natürlich geht es immer um’s Trinken – sonst wäre das nicht Australien! Beer-Pong und Beer-Run und Beer-xxx……es ist sehr lustig und sehr locker und allen geht es gut. Also na ja, ziemlich lange geht es fast allen ziemlich gut. So gegen Ende…..

Irgendwie haben es alle in ihre Betten geschafft und am späten nächsten Morgen zum Frühstück haben alle auch schon wieder gute Laune und einen erstaunlichen Appetit. 

Maggie Island war eine tolle Erfahrung, aber so auf die Dauer ist es sogar mir hier zu hippiemässig daher geht meine Reise weiter in Richtung Norden und der nächste Stop heisst Bowen.