Auf der Suche nach Ruhe

15. Juni 2015 0 Von Nicole

Kennst du das auch? In regelmässig unregelmässigen Abständen wächst in mir das Bedürfnis nach Ruhe und Rückzug. Ich brauche Zeiten, in denen ich mich auf mich selbst besinnen kann, wieder tiefer in Kontakt mit meinem Inneren komme und mich quasi wieder selbst zentriere.

Neben täglichen Rückzugsmomenten, die seit Jahren in meinen Alltag integriert sind brauche ich immer wieder einmal auch längere Episoden, in denen ich mich dann nur um mich selbst kümmere. Einfach einmal für ein paar Tage alle Verpflichtungen und Verantwortlichkeiten hinter mir lassen und eintauchen in Stille, Ruhe und Leere. Eine Wohltat.

Aussicht zwischen Valldemoss und Deià

Aussicht zwischen Valldemoss und Deià

Dieses Mal habe ich mich entschlossen, für ein paar Tage in die Berge zu gehen. Hier auf „meiner Insel“ (Mallorca) gibt es die wundervolle Serra de Tramuntana, die richtig viel zu bieten hat. Es gibt einfache Touren bis hin zu richtigen Gebirgs- und Klettertouren. Und es gibt den Fernwanderweg GR 221, der von West nach Ost einmal der Länge nach durch das Gebirge führt.

Grossteils sehr gut ausgeschildert führt er durch historische Dörfer, über weitläufige Terrassen auf denen Olivenhaine angelegt sind, durch fruchtbare Täler, schattige Steineichenwälder, über windgepeitschte Pässe und felsiges Karstgestein. Es gibt atemberaubende Ausblicke über die Insel oder auf das weite Meer hinaus, berauschende Momente der Freiheit und Augenblicke der tiefen Verbundenheit mit Mutter Erde.

In den sogenannten „Refugis“ (Herbergen), die meist von der
Inselregierung betrieben werden kann man übernachten. Für kleines Geld bekommt man ein bequemes Bett mit sehr sauberer Bettwäsche, eine heisse Dusche, sowie Abendessen und Frühstück. Und, nicht zu vergessen: das erste kalte Getränk nach der Tour! 😉

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Gorg Blau

Man trifft nur wenige Leute auf dieser Wanderung. Gewisse Teilstücke, wie beispielsweise die Gegend rund um die beiden Stauseen Cúber und Gorg Blau, die auch mit dem Auto erreichbar sind, sind etwas beliebter aber meist geht man alleine stundelang durch die wunderschöne Landschaft.

Jetzt im Juni fängt es schon ein bisschen an, nach Sommer zu riechen, aber die Brise ist noch kühl und sehr angenehm. Auch der Schatten, den Pinien und Steineichen spenden ist willkommen, denn die Sonne brennt schon ganz schön heiss herunter.

Ich nehme mir Zeit, mich mit der Natur zu verbinden, höre den Vögeln beim Singen zu, beobachte Schmetterlinge bei ihrem leichten Spiel und geniesse die oft atemberaubend schönen Aussichten.

Am zweiten Abend kann ich in Port de Sòller einen absolut spektakulären Sonnenuntergang und kurz darauf das Aufsteigen eines riesengrossen, kugelrunden Vollmondes bestaunen. Es fehlen die Worte um diese Grossartigkeit zu beschreiben.

Vergessen sind die Arbeit, die Steuererklärung und die unbezahlten Rechnungen, das Mobiltelefon ist auf stumm geschaltet. Es gibt nichts zu tun, nur hier sein, atmen, laufen, geniessen.

Am Abend freue ich mich auf das gemeinsame Essen mit anderen Wanderern, wobei das internationale Geschnatter durchaus auch mal zu herzhaftem Gelächter führt.

Ich merke mit jedem neuen Tag , wie ich mehr bei mir ankomme, den Kontakt zu mir wieder verstärke. Ich brauche nichts, alles ist da. Verbundenheit. Einssein. Kraft.

2015-06-03 10.30.23Das ist auch so eine Erkenntnis, die ich immer bekomme, wenn ich länger laufe: ich bin stark, mein Körper ist leistungsfähig. Das ist er natürlich auch in meinem Alltag, aber ich nehme es nicht so bewusst wahr. Es ist quasi „normal“, dass ich morgens munter werde und mein Körper dann problemlos funktioniert bis ich mich wieder zum Schlafen lege und auch dann noch immer weiter und weiter…..wann nehmen wir uns schon einmal die Zeit, ihm für seinen unermüdlichen Dienst zu danken? Wann anerkennen wir dieses Wunder unseres Körpers? Wann wertschätzen wir ihn?

Nun, ich habe es jetzt auf dieser Wandertour wieder einmal ausgiebig getan und das hat sich sehr gut angefühlt.

Nach fünf Tagen bin ich am Ziel angekommen. Ich habe einige interessante Menschen unterwegs getroffen und jeder einzelne hatte eine Botschaft für mich. Ich habe mich selbst getroffen und habe auch ein paar Botschaften für mich  gehabt. Ich bin an meine körperlichen Grenzen gekommen und habe festgestellt, wie weit ich gehen kann (weiter als gedacht übrigens!).

Playa de Formentor

Playa de Formentor

Mit dieser Tour habe ich mir einen jahrelangen Wunsch endlich erfüllt und ich bin sehr froh darüber!

Jetzt leg ich mich noch für ein paar Stündchen an den Strand und dann bin ich wieder bereit, mich mit voller Energie in meine Arbeit zu geben und meine Ruhe und Kraft mit anderen zu teilen.

 

Was machst du wenn du Ruhe und Alleinsein brauchst? Wie schaffst du es, dich von deinen Verpflichtungen loszueisen und dich selbst zu treffen? Erzähl mir davon hier in den Kommentaren oder gerne auch per mail. Ich freu mich drauf.

Geniesse den Tag!

Deine Nicole

P.S.: Bald gibt es hier auch einen ausführlichen Bericht und noch ein paar mehr Fotos!