Faul sein? Ja bitte!

1. März 2016 0 Von Nicole

Das Wetter ist mies, sogar hier auf meiner Sonneninsel! Es ist kalt und nass und man mag einfach so gar nicht vor die Türe gehen. Brrr….

cup-of-water-1031774__180Mich überkommt in dieser Zeit immer ein grosses Bedürfnis nach Zurückgezogenheit, Ruhe und Alleinesein. Ich versuche dann, einfach einmal nichts zu tun. Mich zu langweilen. Still zu sein. (Manchmal schreibe ich dann aber auch einen Blogartikel) 😉

Ich geniesse diese Zeiten ganz bewusst, sammele Kräfte für neue Herausforderungen und reflektiere über gemachte Erfahrungen. Und ich habe schon lange kein schlechtes Gewissen mehr dabei.

Allerdings ist es für die ganz grosse Mehrheit der Menschen in der westlichen Welt eher eine Herausforderung, als ein Genuss. Denn wir leben in einer komplett nach aussen gerichteten Gesellschaft und sind dementsprechend geprägt. Wir haben es schlicht nicht gelernt, mit uns selbst alleine zu sein und das dann vielleicht sogar noch zu geniessen.

Wir beziehen unser Selbst-wert-gefühl nicht etwa aus uns selbst, aus unserer Mitte und dem Gefühl mit uns selbst gut und in Frieden zu sein, sondern wir schauen, wer und was wir sind im Bezug auf „die Anderen“ und wie „die Anderen“ uns sehen, bzw. wie wir glauben, dass sie uns sehen. Dazu kommen die enormen sozialen Prägungen, wie beispielsweise fleissig = gut/ faul = schlecht.

Wir sind es gewöhnt, den lieben langen Tag über produktiv, innovativ, team- und lösungsorientiert zu sein, wir machen multitasking mit Links und nach Feierabend spulen wir noch kurz Sport und Familie herunter. Unsere komplette Aufmerksamkeit ist auf das Erfüllen von Anforderungen und Aufgaben ausgerichtet. Und dafür bekommen wir Lob und Anerkennung, was uns wiederum gute Gefühle ermöglicht. Also alles gut, oder?

Tja, wenn da nicht diese Sache mit der Polarität wäre.

Wir leben in einer bipolaren Welt – alles hat (mindestens zwei) Seiten: Tag/ Nacht, heiss/ kalt, schnell/ langsam, Wachsein/ Schlafen, innen/ aussen.

Auch wir funktionieren innerhalb dieser Polaritäten. Man kann das sehr gut an unserem Körper verdeutlichen, nehmen wir als Beispiel einmal unser Nervensystem:  das ist in den Sympatikus und den Parasympatikus aufgeteilt  – das eine ist das Gaspedal und das andere die Bremse (sehr grob ausgedrückt!) und wenn nicht beide mit Bedacht gebraucht werden, dann geht das Auto (Körper) kaputt (Krankheit).

Unser modernes Leben (auf der Überholspur) findet komplett im Sympatikusmodus (nach aussen) statt – immer Gas, machen, tun, schaffen…… Der Parasympatikus (nach innen) kommt nicht zum Zuge, wo er doch so wichtige Sachen wie z.B. die Verdauung regelt oder die Zellerneuerung!

Wenn wir nicht regelmässig in den Parasympatikusmodus umstellen, sprich uns zurückziehen und zur Ruhe kommen, dann werden viele sehr wichtige Funktionen in unserem Organismus nur unzureichend ausgeführt. Zusätzlich wird der Sympatikus hoffnungslos überfordert und mit der Zeit übermüdet er.

Die Natur strebt immer einen ausgeglichenen Zustand der Ordnung an, ob uns das nun passt oder nicht. Medizinisch heisst das auf den Menschen bezogen Homöostase. Unser Organismus macht eine lange Zeit diesen Unsinn, den wir „modernes Leben“ nennen mit, aber irgendwann fängt er an, uns zur Langsamkeit zu zwingen, um das Gleichgewicht wieder herzustellen.  Am Anfang sind es kleine Sachen wie vielleicht Spannungskopfscherzen oder Magendrücken (er flüstert). Wenn wir nicht hören dann kommt als nächstes vielleicht eine schöne Grippe (er spricht). Wenn wir hier mit Antibiotika unterdrücken, dann präsentiert unser Körper als nächstes eventuell einen Bandscheibenvorfall (er ruft) und wenn all diese Warnungen nicht helfen, dann haut er uns irgendwann um und wir bekommen zum Beispiel Krebs oder einen hübschen kleinen Burn-out (er schreit!).

Natürlich gibt es für all diese angegebenen Symptome eine Vielzahl von Gründen; sie sollen uns hier nur zur Verdeutlichung eines Systems dienen.

Unser Körper hat Mittel und Wege, um uns zu zwingen in die Balance zu kommen, die natürliche Ordnung zu akzeptieren. Je früher wir dies erkennen und für uns umsetzen, desto besser für unsere Gesundheit.

Also ruhig auch einmal nichts tun, tagträumen, sich eine Stunde lang in die Badewanne legen. Sich einmal nicht vom Fernseher berieseln lassen (denn das ist keine Entspannung sondern erfordert Hochleistung von unserem Nervensystem!) sondern eine schöne Meditation machen.

Unser Parasympatikus liebt alles, was langsam ist, weich, kuschelig. Gönnen Sie sich regelmässige Auszeiten! Das muss nicht immer gleich ein Wellness-Wochenende im Fünf-Sterne-Hotel sein. Im Büro kurz rausgehen und bewusst und genussvoll eine Tasse Tee trinken. Einen kleinen Spaziergang nach der Arbeit machen (ohne dabei nachzudenken!). Ganz langsam ein Bild malen…….

Seien sie einmal mutig unproduktiv. Machen sie altmodische Sachen. Gehen, essen und atmen sie laaaaangsaaaaaam.  Und schon switchen Sie ganz automatisch in den Parasympatikusmodus und ihr komplettes System kann aufatmen. Der Sympatikus wischt sich den Schweiss von der Stirn, die Verdauungsorgane krempeln die Ärmel hoch, um all das Angestaute wegzuarbeiten und die Zellen legen eine Extra-Erneurungs-Schicht ein. Als Sahnehäubchen gibt’s noch weniger Adrenalin und mehr Serotonin, was im Klartext heisst: weniger Stress und mehr Glücksgefühle.

Ich wünsche sehr viel Vergnügen beim Erlernen des Nichstun!

Deine Nicole

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P.S. Übrigens, die Kubaner haben das mit dem                    „Mal – Nichts – Tun“ voll drauf!                      😀 😀 😀