Minyama, Frazer Island und ein Sprung in eiskaltes Wasser

3. Januar 2018 8 Von Nicole

Hach, es ist herrlich, wieder in einem richtigen, kuscheligen Bett zu schlafen! Und jeden Tag eine heisse Dusche! 😀 Ich glaube, ich bin zum Luxusweibchen mutiert….

Aber Spass beiseite, es ist einfach unglaublich, wie viele Facetten von Leben es gibt! Stell dir vor an einem Tag frühstückst du noch in der Wüste und schon am nächsten Tag sitzt du an einem wunderschönen Strand! Da können einem schon mal die Tränen kommen vor lauter Glück und Dankbarkeit. Also mir jedenfalls….

Mein erster Tag zurück in Minyama – wir haben noch nicht einmal das Auto ausgeräumt – fängt gleich so traumhaft an: wir fahren zum Sonnenaufgang an den Strand und während Julia und Len das Frühstück auspacken und vorbereiten bekomme ich eine Tasse Tee in die Hand gedrückt und werde an den Strand geschickt.
Die beiden sind echt die Besten! „Me-time at it’s best!“ Und die Sonne spielt auch mit und geht strahlend über dem Meer auf, um einen weiteren Tag lang diese wunderschöne Welt mit Licht und Wärme zu beschenken. Ich kann mich kaum sattsehen und wieder einmal wir mir klar, wie sehr ich das Meer mag. Und dieses warme, weiche Licht am frühen Morgen.

 

Die kommenden Tage sind einfach nur schön ruhig und gemütlich. Wir geniessen es, zuhause zu sein, im Garten herum zu pusseln und die letzten Tage Revue passieren zu lassen. Denn natürlich wollen Freunde und Nachbarn von Julia und Len wissen, wie es in der Wüste war. Und jeder fragt auch das Greenhorn, wie es denn im outback klar kam. Die Aussies strahlen wie die Apfelbutzen wenn ich ihnen mit leuchtenden Augen berichte, wie toll ich es fand. Zwar waren die meisten noch nie in der Simpson Desert, aber das tut ihrem Nationalstolz keinen Abbruch.

Abends sitzen wir oft am Bootssteg und schauen uns den Sonnenuntergang an……. (kein Photoshop!!! Alles echt so!!)

Nach in paar Tagen bekomme ich in meiner bequemen Komfortzone einen Riesendämpfer verpasst, der mich ganz schön aus der Bahn wirft. Auf Moorea hatte ich eine junge Deutsche kennengelernt, die einen Campervan in Byron Bay stehen hat, den sie mir für kleines Geld vermieten wollte. Ich freute mich wie Bolle auf die Erfahrung, mit einem Van durch Australien zu gondeln und wollte sogar in Kauf nehmen, ohne Führerschein zu fahren, obwohl mich das eine Stange Geld gekostet hätte wenn ich erwischt worden wäre. Nun schreibt sie mir, dass der Van kaputt ist und eine Reparatur sich wahrscheinlich gar nicht lohnt. Mit anderen Worten, aus meiner Campertour wird nichts! Ich bin wahnsinnig enttäuscht und auch das Argument „besser jetzt als wenn du irgendwo unterwegs bist“ kann mich nicht wirklich trösten. Was soll ich denn jetzt machen? Und wo soll ich hinfahren? Und vor allem wie? Len und Julia sind voll lieb zu mir und laden mich ein, bei ihnen zu bleiben solange ich möchte. Aber das geht ja auch nicht. Es ist ein wunderschönes Gefühl, hier immer willkommen zu sein, aber ich muss mich der neuen Situation stellen und entsprechend agieren. So ist das eben mit den Plänen: manchmal klappt’s und manchmal nicht.

Am Abend fährt Len mit mir im Boot hinaus auf die Kanäle von Minyama (die kleine Stadt ist auf Schwemmland gebaut und von Kanälen durchzogen. Viele Häuser haben einen eigenen Bootssteg mitsamt Boot und so kann man gemütlich herumtuckern oder auch direkt ins Meer fahren). Und als wollte der Himmel mich trösten bekommen wir einen spektakulären Sonnenuntergang geschenkt. Sprachloses Staunen.

Ein paar Tage später mache ich einen Ausflug nach Frazer Island. Len ist nämlich der Meinung, ich könnte auf keinen Fall hier abreisen, ohne diesem grossen Sandhaufen ( die grösste Sandinsel der Welt) einen Besuch abzustatten. Also buche ich eine Tour und muss am nächsten Morgen schon zu nachtschlafener Zeit bereit stehen. Wir sind bloss eine kleine Gruppe und fahren mit dem Bus in Richtung Norden bis nach Noosa. Dort steigen wir um auf einen 4×4 Bus und fahren die wunderschöne  Noosa Beach entlang. Obwohl ich hier ja mit Julia, Len und Lindsay schon einmal war finde ich es wieder wunderschön. Und heute scheint ausserdem noch die Sonne, sodass alles noch einmal so schön ist. Leider sind die Wale noch nicht da, so sehr ich auch schaue und suche. (Ich hab sie übrigens um genau fünf Tage verpasst!)  

Nach einem kleinen Stop für Tee und Kekse geht es weiter, nun an der Rainbow Beach entlang. Die heisst so weil die Küste von Felsen gesäumt ist, die aus verschiedenem bunten Kalk- und Sandstein besteht. Sieht toll aus, auf der einen Seite steil aufragend die bunten Felsen, der plattgespülte feste Sand vor uns und auf der anderen Seite das glitzerde Meer und die strahlende Sonne darüber. Der weite Blick ist wunderschön. 

Schliesslich kommen wir an die Stelle, wo wir die Fähre nach Frazer Island nehmen werden. Ich kann allerdings kein Pier erkennen, kein Anlegesteg, ja nicht einmal ein Rampe. Hmmm…….ich kenn mich ja nicht aus, aber wie das wohl geht?? Kurz darauf bekomme ich gezeigt, wie das geht. Die Fähre hat kaum Tiefgang und fährt einfach ganz nah an den Strand, klappt die Rampe aus, Autos fahren runter andere Autos fahren rauf, Klappe zu Affe tot und los geht’s schon wieder in Richtung Insel. Die Entfernung ist zwar nicht sehr weit, aber es hat schon ein paar Wellen und Wind, sodass ich mich wundere, dass das Boot mit so wenig Tiefgang klar kommt. Aber egal, alles klappt hervorragend und mir wird es dank meiner seabands auch nicht schlecht.

Frazer Island begrüsst uns mit weissen Sandstränden soweit das Auge reicht. Wir brettern mit unserem Bus direkt an der Wasserlinie entlang bis wir dann irgendwann in Richtung Inselinneres abbiegen. Und schon geht das Geschaukel wieder los! Ich fühl mich gleich in die Wüste zurückversetzt, allerdings schaukeln wir heute durch dichten Wald. Unser Ziel ist der McKenzie Lake. Hier soll es das klarste Wasser der Welt geben, anscheinend kann man unter Wasser bis zu vierzig Meter sehen. Na mal schauen…. Wir erfahren warum der See heisst, wie er heisst und wie das Leben hier früher ablief. Dann heisst es aussteigen und noch ein paar Meter zum See laufen. Ich bin froh, dass ich mir nach der stundelangen Fahrerei ein bisschen die Beine vertreten kann und mach mich gleich auf zum See. 

Und hier verschlägt es mir den Atem.Der See ist sooo blau!! Und das Ufer ist von strahlend weissem Sand gesäumt. Also ich meine weiss! Es sieht aus als hätte jemand einen riesengrossen Lapislazuli in ein Zuckerbett gelegt. Unglaublich! Und der Sand ist ganz weich und fein. Und relativ kühl obwohl die Sonne scheint. Es ist unglaublich! Nichts wie Schuhe aus und mit den Füssen ins Wasser! Aaaahhhhh!!!!! Oooohhhh!!!!! Boah ist das kalt!! Ich verstehe sofort, warum bloss ein paar wenige im Wasser sind. Aber es sieht schon sehr einladend aus, oder? Oh, was mach ich den jetzt bloss? Ich hasse kaltes Wasser! Aber ich kann doch nicht einfach wieder gehen und nicht in dieses Wasser gehen! Ein kleiner Spaziergang am Seeufer entlang bringt mich meiner Entscheidung nicht wirklich näher und so lasse ich mich in diesen pulverfeinen weissen Sand sinken und schau über den See. Entscheidungsfindungsprozess…….

Plötzlich nehme ich mir ein Herz, springe auf und laufe ganz schnell in den See. Ohne zu überlegen renne ich soweit ich kann und dann schlägt das Wasser schon über meinen Schultern zusammen. Mein Herz bleibt einen Moment stehen und ich bekomme keine Luft mehr. Doch dann fährt mein Körper alle Systeme hoch, das Blut rauscht in meinen Ohren, ein kleiner Schrei bricht sich Bahn und ich fühle mich lebendig bis in die letzte Zelle. Hahahah, es ist herrlich. Aber es ist so schweinekalt, dass ich nach ein paar Minuten (Sekunden??) wieder ans Ufer schwimme. Weil mir das aber kein Mensch glauben wird, der mich kennt hole ich die Gopro raus und stürze mich mutig ein weiteres Mal in die eiskalten Fluten. (Ja, ich muss jetzt hier mal ein bisschen pathetisch werden, denn ich fühle mich sogar jetzt beim Schreiben wie die Heldin in einem Epos!) Hier ist der Beweis (klick).

Meine Haut kribbelt und wird ganz rot als ich mich abrubbele. Wie schön ist es, wieder warme Kleidung anzuziehen, Buah!! Das war das käteste Wasser, in das ich jemals gegangen bin. Für mich eine echte „out of the box – experience“. Ich bin sehr stolz auf mich! 😀 Und ganz ehrlich? Ich fühl mich grossartig, lebendig, stolz und hab ein breites Grinsen auf dem Gesicht.

Und schon ist es Zeit für’s Mittagessen. Ich gehe zurück zum Picknickplatz. Es gibt Gegrilltes und jede Menge verschiedene Salate und sogar ein Gläschen Wein dazu. Die Stimmung ist gut und alle fühlen sich wohl, obwohl nur die wenigsten gebadet haben (ha, ich bin ein Held!) 😉 Und plötzlich bekommen wir Besuch! Herr und Frau Goanna beehren uns – lass dich nicht täuschen, die Bister sind tatsächlich rund 50-70cm lang – sie wollen auch gerne was von unserem Mittagessen abhaben. Man trifft überall in Australien auf diese urzeitlichen Geschöpfe. Sie sind ungefährlich und normalerweise auch recht scheu, selten kommen sie den Menschen so nahe und lassen sich so bereitwillig ablichten. Umso glücklicher bin ich, dass mir diese Schnappschüsse gelungen sind.

Frazer Island gehört den „indegenous people“, also den Ureinwohnern, auch Aborigenes genannt. Natürlich gehörte ihnen früher einmal alles Land aber im Laufe der Kolonialisierung des australischen Kontinents verloren sie den Grossteil an die weissen Einwanderer. Ich werde in einem späteren Artikel noch ein wenig genauer auf die Kultur dieses Volkes eingehen, an dieser Stelle aber möchte ich dir ein Foto zeigen, das einen kleinen Einblick gibt wie diese Menschen aufgestellt sind.

Zuerst kommt, was gut ist für das Land.

Wenn du viel hast musst du es (mit anderen) teilen.

Berühre oder nimm nichts, das dir nicht gehört.

Was meinst du, wenn sich alle Menschen an diese drei Regeln halten würden……wie sähe unsere Welt wohl aus?

Am Nachmittag steht noch eine kleine Wanderung auf dem Programm und wir können turmhohe Bäume und riesige Farne bewundern. Wie immer nimmt mich der Wald sofort gefangen und ich geniesse die Ruhe, die diese alten Bäume ausstrahlen. Und dann finden wir diesen kleinen Bach. Er hat ein Bett aus weissem Sand – so etwas habe ich noch nie gesehen! Das sieht ganz anders aus als andere Bäche! Und das Wasser macht keinerlei Geräusch, kein Glucksen oder Plätschern. Lautlos fliesst das Wasser recht schnell über dieses weisse Bachbett. So schön!

Wir fahren zurück an den Strand und in Richtung Fähre, denn so langsam geht unser Tag auf Frazer Island zu Ende. Schade, ich wäre gerne noch länger hier geblieben. Nach dem Übersetzen mit der Fähre gibt es noch einen kleinen Nachmittagstee bevor wir uns auf die lange Rückfahrt nach Mooloolaba machen. Ich spaziere noch ein bisschen am Strand entlang und schau, wen ich getroffen habe!

Spät kommen wir zuhause an und ich bin rechtschaffen müde nach diesem langen und erlebnisreichen Tag. Morgen muss ich mir mal Gedanken machen, wohin es als nächstes gehen gehen soll…..

Hier findest du Fotos als Slideshow: